Aktuelles / Notizen

26.07.2012

Grosses Interview mit RR Amsler in den SN


Bilanz der Bisherigen

Regierungsratswahlen Bilanz der Bisherigen

Erziehungsdirektor Christian Amsler (FDP) möchte am 26. August wiedergewählt werden. Im SN-Interview zieht er Bilanz aus seiner bisherigen Tätigkeit und schaut in die Zukunft.

von Erwin Künzi, Schaffhauser Nachrichten

Regierungsrat Christian Amsler will während der nächsten Legislatur in seinem Departement den Schwerpunkt auf die Tagesstrukturen legen. Bild Selwyn Hoffmann

Christian Amsler, Sie sind seit Menschengedenken der erste Erziehungsdirektor, bei dem die Lehrerschaft gestreikt hat. Was lief schief?

Christian Amsler: Es bestand eine Stausituation verschiedener Unzufriedenheiten, die sich schon vor meiner Zeit abgezeichnet hatte, die zu dieser «Unmutskundgebung» führte, an der allerdings nur ein Teil der Lehrerschaft teilnahm. Die Kundgebung war, wie auch Roland Kammer, Präsident des Lehrervereins, betonte, nicht gegen die Person des Erziehungsdirektors gerichtet. Ich stellte mich, ganz nach meinem Motto «Bildung im Dialog». Der Zufall wollte es, dass gerade ich im Amt und damit in diese Streiksituation gekommen war. Es war für mich keine erfreuliche Situation, ich hätte es lieber anders gehabt. Aber auch meine Kollegen in den Kantonen Bern und Graubünden waren mit ähnlichen Kundgebungen konfrontiert, obwohl beide von der Lehrerschaft geschätzt werden. Aber das war ein Fakt, dem ich mich stellen musste, und es brauchte im Erziehungsdepartement (ED) alle Kräfte bei der Bewältigung dieser Streiksituation.

Immerhin haben Sie Ihren Regierungskollegen eine Vorlage abringen können zur Einführung einer weiteren Klassenlehrerstunde. Wie sicher sind Sie, diese Vorlage, die jährlich 2 Millionen Franken – 0,8 für den Kanton, 1,2 für die Gemeinden – kostet, im Parlament durchzubringen?

Amsler: Das wird keine lockere Sache sein, sondern zu scharfen Diskussionen im Kantonsrat führen. Aber die Schaffhauser Regierung steht voll hinter dieser Vorlage. Sie ist überzeugt, dass es diese Entlastung der Lehrerschaft braucht. Ich darf daran erinnern, dass in der Diskussion um die Schulleitervorlage von allen Parteien betont wurde, es sei wichtig, in die Lehrpersonen zu investieren. Da werde ich die Parteien bei der Debatte um diese Vorlage gerne beim Wort nehmen. Nicht zuletzt bin ich da auf die Haltung der SVP gespannt. Aber nochmals: Das wird sicher kein Spaziergang, das ist klar.

Sie haben die Schulleitervorlage erwähnt, die beim Volk keine Gnade fand, obwohl viele Gemeinden schon Schulleitungen haben oder wie Löhningen gerade dabei sind, diese einzu- führen. Auch da die Frage: Was lief bei dieser Abstimmung schief?

Amsler: Das war während meiner Amtszeit die bisher grösste Enttäuschung. Zusammen mit der Regierung war und bin ich überzeugt, dass Schulleitungen für die Schaffhauser Schulen gut gewesen wären. Jetzt kommen sie halt schleichend, von unten nach oben, und es braucht etwas mehr Zeit. Allerdings ergeben sich dadurch schwierige rechtliche Fragen, da unser Schulgesetz keine Schulleitungen vorsieht. Da ist das ED gefordert. Klar ist aber: Schulleitungen werden nicht am Volk vorbei durch die Hintertür eingeführt, sondern jetzt kommen die Gemeinden zum Zuge. Aus dem Departement Amsler wird dazu in nächster Zeit keine neue Vorlage kommen.

Auf anderen Gebieten konnten Sie Erfolge verzeichnen, so bei der Frühförderung, wo 2011 Leitlinien verabschiedet wurden. Die Umsetzung scheiterte aber wie auch bei anderen Vorhaben an der Ebbe in der Kantonskasse. Wie frustrierend ist das?

Amsler: Das ist in der Tat keine einfache Situation. Jeder Departementschef setzt sich mit Herzblut für seinen Bereich ein. Als Schirmherr der Schaffhauser Bildung, und das sage ich meinen Kolleginnen und Kollegen im Regierungsrat immer wieder, bin ich dazu verpflichtet, mich für eine gute Bildung einzusetzen, und daher nicht bereit, Abstriche hinzunehmen. Aber in den letzten Jahren war das Umfeld zu schwierig, um Neuerungen einzuführen, nicht nur bei der Frühförderung, sondern auch bei der Schule «Sport und Kultur» auf Sek-1-Stufe, beim Hochschulzentrum. Ich bin mir bewusst, dass in dieser Zeit nicht alles möglich ist, aber ich setze mich mit Herzblut für die Anliegen der Bildung ein und hoffe bei den Kantonsfinanzen auf einen baldigen Silberstreifen am Horizont.

Was steht für Sie in der nächsten Legislatur im Mittelpunkt?

Amsler: Schaffhausen prosperiert, der Zuzug von Zürich verstärkt sich. Für die Familien, die zu uns kommen, brauchen wir gute Rahmenbedingungen. Da spielen die Bildung sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine wichtige Rolle. Wir haben einen grossen Handlungsbedarf bei den Tagesstrukturen, darüber gibt es einen klaren Konsens im Regierungsrat. Bereits im August werde ich dazu eine Vorlage in die Regierung bringen, eine pragmatische Schaffhauser Lösung, die auch finanzierbar ist.

Herr Regierungsrat, besten Dank für dieses Gespräch.

Das sagt der Gegner «Mehr Taten als Worte und Bilder»

Auf die Tätigkeit von Christian Amsler im Erziehungsdepartement (ED) angesprochen, meinte Roland Kammer, Präsident des Lehrervereins Schaffhausen: «Ich wünsche mir von ihm mehr Taten, die dem Bildungswesen etwas bringen, als Worte und Bilder.» Das wünsche nicht nur er sich, sondern die gesamte Lehrerschaft, erklärte Kammer weiter und fügte an: «Es hat oft den Anschein, dass er sich eher als Finanz- denn als Bildungspolitiker sieht. Wir brauchen aber jemanden, der für die Bildung einsteht, auch wenn diese etwas kostet.» Und noch etwas anderes wirft Kammer Amsler vor: «Im direkten Gespräch mit der Lehrerschaft klingt es oft anders als nachher über die Medien. Das goutiert die Lehrerschaft nicht.» Probleme hat Kammer auch mit den Sparvorschlägen des ED im Rahmen von ESH3: «Bei den Lehrerstellen sollen 1500 Stellenprozente abgebaut werden, von einem Abbau bei der ED-Verwaltung hat man nichts gehört. Das mutet eigenartig an.» (ek)

Christian Amsler FDP

Geboren 21. November 1963 in Schaffhausen

Wohnort Stetten

Beruf Ausgebildet als Lehrer, unterrichtete während zehn Jahren 5. und 6. Klassen in Stetten. Vor seiner Wahl in die Regierung war er Prorektor Weiterbildung und Dienstleistungen an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen. Seit dem 1. April 2010 Regierungsrat (Vorsteher des Erziehungsdepartements).

Politik Gemeindepräsident von Stetten (2000–2008), Kantonsrat (2003–2010)

Militär Oberst, Stab Inf Br 7. Bis 2011 Kommandant kantonaler Verbindungsstab Schaffhausen Ter Reg 4. Bis 1998 Präsident der Kantonalen Offiziersgesellschaft Schaffhausen

Zivilstand Verheiratet mit Liliane Amsler-Baltiswiler, drei Kinder

Hobbys Familie, Schaffhausen, Politik, Natur, Musik, Sport

Netz www.christianamsler.ch