Aktuelles / Notizen

23.02.2011

Laudatio Panathlonpreis 2010


....an die beiden Ruderweltmeister Alex Plüss und Markus Kessler (Rede RR Amsler)

Laudatio RR Christian Amsler zur Verleihung des Panathlonpreises 2011 an die Ruderer Alex Plüss und Markus Kessler 

Donnerstag, 3. März 2010, 19:00 Uhr

(Es gilt das gesprochene Wort) 

Ruderer sind eine eigene Spezies: Selbst Schnee und Eis können sie nicht bremsen. Sonntagmorgen früh, - einige schlafen noch, das Wasser im Rhein wie ein Spiegel. Ein pfeilschnelles, schmales Boot pflügt durch die Wasseroberfläche, Ruderblätter schlagen sekundengenau ins Wasser, nur die regelmässigen Atemzüge sind zu hören und vielleicht noch der vorwurfsvolle Ruf einer Ente wegen der morgendlichen Störung durch die Ruderer…  

Liebe Präsidentin Brigitte Röllin, geschätzte Gäste der Feier hier im Park Casino, liebe Panathletinnen und Panathleten, vor allem aber 

Lieber Markus, lieber Alex 

Wer nicht selber rudert, kann nur schwer empfinden, was es braucht, um eine solch weltmeisterliche Leistung in die Wasserbahn zu legen, wie es Alex und Markus gemacht haben. Ich freue mich sehr, dass ich als Schaffhauser "Sportminister" und ehemaliger Juniorenruderer die Laudatio halten darf zur Verleihung des Panathlonpreises 2010. Ja, die sonntägliche Ruhe des Wassers und das unfassbare harmonische Gleiten des Bootes, wenn man wie ein Luftkissenboot über das spiegelglatte Wasser schwebt. Es ist wie wenn beim Langstreckenläufer die Adrenalinstösse kommen und sich ganz einfach ein Glücksgefühl im Körper ausbreitet. Eins sein mit der Natur und dabei die sportlichen Grenzen austesten und seinen Körper ganz genau wahrnehmen. 

Zu meiner Ruder-Spitzenzeit habe ich auch 7 mal die Woche trainiert. Ein grosser Aufwand, der zu leisten ist und dies meist weit ab von irgendwelcher Beachtung und den Freunden, die vielleicht gleichzeitig im Ausgang sind. Und die Freundin, - wenn man eine hat, findet es auch nicht besonders originell, wenn man dem Wasser mehr Beachtung schenkt als der holden Angebeteten. 

Der Erfolg der beiden Spitzenruderer hat viele Väter und auch Mütter. Zu danken ist den vielen Helferinnen und Helfer aus der Familie und im Ruderclub Schaffhausen, die im Hintergrund dafür wirken, dass die Weltmeister von Alltagssorgen befreit einfach losrudern können. So sorgen Fahrer dafür, dass das Bootsmaterial pünktlich an der Regattastrecke ankommt. Und auch andere organisieren und packen ohne Zaudern mit an, um unseren beiden Nachwuchscracks die sportliche Leistung zu ermöglichen. 

Und es ist halt schon so - wenn die meisten Sportinteressierten die Ruderer im tiefen Winterschlaf vermuten - dann täuscht das gewaltig und es ist eisernes Training angesagt. Langstreckenfahrten auf dem Wasser bei eisiger Kälte und dabei ja nicht ins Wasser plumpsen. Trainingseinheiten im Kraftraum, wo unzählige Tonnen Lasten gestemmt, gedrückt und empor gewuchtet werden. Es folgten Ergometereinheiten, bei denen der Skuller auf dem Trockenen sitzt und dabei Trainingsschweiss vergiesst, Laktattests, und im Frühjahr viele Stunden in verschiedenen Ruderbooten. 

Ohne Fleiss und Schweiss kein Preis!

Der Ruderclub Schaffhausen RCS hat in der Schaffhauser Sportszene Vorbildwirkung: Entscheidend ist die Juniorenarbeit. Die wird hier grossgeschrieben. Der RCS fördert Junge und setzt damit Zeichen für die Zukunft. Ein guter Verein zeichnet sich durch eine gute Juniorenförderung aus. 

Doch was ist überhaupt jung? Sind wir nicht alle jung in diesem Saal? 

Beide Panathlon Preisträger sind Jahrgang 1992, also in diesem Jahr 19 Jahre alt. An die älteren Semester in diesem Saal gerichtet: Erinnern Sie sich ans Jahr 1992?. Ich schon, da wurde nämlich am 1. Januar meine älteste Tochter Selina geboren. Und wenn ich so meine Tochter heute anschaue und auch Alex und Markus, dann stelle ich fest: Ganz jung sind sie ja nicht mehr, unsere beiden Rudercracks. Und trotzdem sind fast 20 Jahre eine recht lange Zeit. 

Erinnerungen gefällig?  

1992 fand die Eröffnung des Euro Disneyland in der Nähe von Paris statt, 1992 feiert Steven Spielbergs Film "Jurassic Park" Premiere notabene 10 Jahre nach seinem ersten Grosserfolg "E.T. - der Ausserirdische" und 1992 wird Bill Clinton amerikanischer Präsident. Dinge also, von denen wir denken, dass sie erst gestern gewesen wären. 

In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist! Eine beschwingte Seele und ein gesunder Körper erleichtern vieles im Leben und machen auch das Lernen in der Schule und der Berufsausbildung leichter.  

Doch blenden wir nochmals zurück: Das WM Rennen - jetzt geht es um die Wurst

Im August letzten Jahres vollbrachten die beiden Ausgezeichneten die sagenhafte Leistung. An der Ruder Junioren-WM in Roudnice (Tsch) am 4. Regattatag. Der Schweizer Junioren Vierer mit Steuermann Marco Brechbühl (Seeclub Luzern) und den vier Ruderern Augustin Maillefer (Lausanne Sports Aviron), Alex Plüss, Markus Kessler (beide Ruderclub Schaffhausen), Louis Margot (Forward Rowing Club Morges) überquerte als erstes Boot die Ziellinie und gebar so neue Junioren-Weltmeister. Mit ihrem Start-Ziel-Sieg unterstrichen die von Junioren-Nationaltrainer Simon Cox gecoachten jungen Ruderer und ihr Steuermann die Favoritenrolle, in welche sie sich im Verlaufe der WM hineingerudert hatten. Der Weltmeistertitel war die erste Junioren-Goldmedaille für den Schweizerischen Ruderverband seit 16 Jahren und die erst dritte Goldmedaille für ein Schweizer Junioren-Boot überhaupt. 

Mit der schnellsten Vorlauf- und Halbfinalzeit wurde die Konkurrenz auf das Schweizer Boot aufmerksam. Dem Schweizer Junioren-Flaggschiff kam denn auch vor dem Start zum Finale eine Mitfavoritenrolle zu. Im Finalrennen selber startete das Schweizer Boot wiederum am schnellsten und übernahm gleich die Führung im Feld. Dies war psychologisch wichtig, um den anderen Halbfinalsieger Italien, gegen den das Schweizer Boot noch nie gerudert hatte, von Beginn weg unter Druck setzen zu können. Bei 500 Metern hatte das Schweizer Boot bereits eine drei Viertel Bootslänge Vorsprung. Wissen Sie, ich weiss, wie gut es ist, wenn man beim Rudern die Rücken der Gegner sieht, ich weiss aber auch wie es ist, wenn man gar keinen Gegner sieht, weil man ganz am Ende des Feldes rudert. Doch der Schweizer Steuermann Marco Brechbühl, der als einziger in Fahrtrichtung blickt, konnte rufen: "Es ist gut, ich sehe keine Boote!" und so seine Crew auf den letzten Metern anfeuern. 

Bei Streckenhälfte waren es gute 2.5 Sekunden. Die dritten 500 Meter waren während der ganzen Regatta eine Stärke der Schweizer und auch bei diesem entscheidenden Rennen ruderten die Schweizer diesen Streckenabschnitt beeindruckend stark. 500 Meter vor dem Ziel war Verfolger Italien endgültig abgeschüttelt und der Vorsprung betrug nun etwas mehr als eine ganze Bootslänge. Das Schweizer Boot führte das Feld souverän an, während sich Italien und Australien einen erbitterten Kampf um die Silbermedaille lieferten. Die Stimmung beim Zieleinlauf im Ruderstadion von Roudnice kochte und sogar der Streckenkommentator wechselte 100 Meter vor der Zieleinfahrt von Englisch auf Schweizerdeutsch. Mit einem Vorsprung von 2.2 Sekunden holten sich die jungen Schweizer die Goldmedaille und den Weltmeister-Titel. Aus den Händen von Denis Oswald, dem bekannten Sportfunktionären und Schweizer Präsidenten des Weltruderverbandes FISA, durften die frisch gekürten Weltmeister ihre Medaillen entgegennehmen. 

Alle vier Athleten verfügen über eine hohe physische Leistungsfähigkeit, welche sie als Grundvoraussetzung für den grossartigen Erfolg mitgebracht haben. Im Verlaufe der WM Saison ist es dank intensivem Coaching von Junioren-Nationaltrainer Simon Cox gelungen, aus den vier ungeschliffenen Diamanten, also den „Rohlingen“, ein Top-Boot zu formieren. Es war nicht zuletzt sein Verdienst, für die talentierten Ruderer die richtige Bootsklasse zu finden und sie auf dieses hohe internationale Niveau zu führen. Aber - vergessen wir nicht, dass auch Simon Cox nicht ein Wundermann sein kann und eben nur erfolgreich arbeiten kann, wenn ihm die Trainier in den Clubs in die Hand arbeiten, wie z.B. die Trainer im RCS. 

Mensch bleiben, zwei sympathische junge Kerle! Sport als Schulung fürs Leben
Ja, Alex und Markus, ich bin ja auch ein Facebook Freund von euch beiden und kann so immer ein bisschen mitverfolgen, was ihr so treibt und macht. Ich stelle fest, dass ihr beide eigentlich ganz normale Jungs seid mit Flausen im Kopf. Zum Glück seid ihr so wohltuend normal und bescheiden, aber daneben könnt ihr eben auch noch super rudern. Und dafür habt ihr unser aller Bewunderung. 

Sport fasziniert, bringt Menschen zusammen, führt zu Bewegung und Erfolgserlebnissen. Wer wie Alex und Markus an Ruderregatten teilnimmt, lernt viele spannende Menschen kennen, übernimmt Verantwortung für sich sowie das ganze Team. Es werden unvergessliche Teamerlebnisse geschaffen und auch ein deutliches Signal für sauberen und fairen Sport gesetzt. Sport fördert aber auch die Sozialkompetenz. Gegenseitiger Respekt, Anerkennung, Vertrauen und Fairness sind wichtige Faktoren, um im Leben Erfolg zu haben. 

Und auch als Bildungsminister brauche ich immer wieder gerne ein Zitat, das gut zum Rhein und zum Rudern passt. Und - es ist auch ein Sinnbild für die sportlichen Leistungen von Alex und Markus: 

"Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück."

Der Panathlonclub Schaffhausen, der Schaffhauser Regierungsrat und die ganze Schaffhauser Öffentlichkeit gratulieren euch, Alex Plüss und Markus Kessler, ganz herzlich zum Gewinn des Panathlonpreises 2010! 

Und zum Schluss noch dies….meine Laudatioworte habe ich euch vor wenigen Minuten zum Nachlesen auf eure Facebookseite gestellt! 

Rudern? - Die können das!