Aktuelles / Notizen

14.08.2015

Detailhandel


Harter Franken drückt auf Umsätze

Der Schweizer Detailhandel leidet unter dem Aufwertungsschock und verliert Umsatz. In den Grenzgebieten unserer Nachbarländer sollen neue Shoppingcenter noch mehr Kundinnen und Kunden aus der Schweiz anlocken. Politische Reformen sind unabdingbar.

Das sind düstere Prognosen: BAK Basel sagt der Branche für das laufende Jahr ein nominales Umsatzminus von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr voraus. Das wäre der stärkste Rückgang seit 35 Jahren.

BAK Basel stützt seine Berechnungen auf die Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Dieses vermeldete, dass die realen Detailhandelsumsätze im Mai im Vorjahresvergleich um 1,8 Prozent gesunken sind (nominal -3,9 Prozent). Besonders arg traf es den Non-Food-Bereich, der einen realen Rückgang um 2,2 Prozent (nominal – 4,9 Prozent) hinnehmen musste. Die Lebensmittelumsätze gingen im Mai verglichen mit dem Vorjahr um 0,5 Prozent zurück (nominal – 1,5 Prozent).

Hauptursache für diese beunruhigenden Zahlen ist der starke Franken, der die Preisdifferenz zum Ausland wieder vergrösserte. Um dennoch mit den ausländischen Anbietern konkurrieren zu können, senkten viele Detailhändler ihre Preise markant – oft über mögliche Währungsvorteile bei Importen hinaus. Die Migros etwa reduzierte die Preise von importierten Früchten und Gemüse kurz nach der Aufhebung der Euro-Untergrenze um bis zu 30 Prozent; in den folgenden Wochen passte die Migros die Preise weiterer Produkte an. Bei den Kosmetikartikeln war die Migros mit einer durchschnittlichen Preissenkung von 8,5 Prozent gar Spitzenreiterin im Schweizer Detailhandel. Dies bestätigte die Stiftung für Konsumentenschutz.

Zudem hat sich inzwischen auch die Konsumentenstimmung verschlechtert. Der Konsumentenindex fiel im Juli um 13 Punkte und lag damit auf dem tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft berichtete.

Gleichzeitig nahm der Einkaufstourismus deutlich zu, wie die Zahl der Ausfuhrbescheinigungen belegen, die von den Hauptzollämter Singen und Lörrach, die beinahe für den ganzen deutschen Grenzabschnitt zuständig sind, ausgestellt worden sind. Was oft vergessen wird: Der Schweizer Detailhandel stellt jeden 14. Arbeitsplatz, mit einem Anteil von 4,1 Prozent gehört er auch zu den grösseren Branchen der Schweizer Wirtschaft, wie eine neue Studie von BAK Basel zeigt. Vor allem aber ist der Detailhandel wichtig für die vor- und nachgelagerten Stufen. So entsteht jeder neunte Wertschöpfungsfranken und jeder sechste Arbeitsplatz als Folge des Konsums im Detailhandel.

Die Konkurrenz im deutschen, österreichischen und französischen Grenzgebiet rechnet fest damit, dass der Strom ausgabefreudiger Konsumentinnen und Konsumenten aus der Schweiz auch künftig anhält, wie aktuelle Grossprojekte belegen:

• Spar Vorarlberg will den Messepark in Dornbirn um 5'000m2 erweitern. Die Bewilligung steht noch aus.

• In Bregenz ist das Innenstadt-Projekt „Seestadt" mit einer Verkaufsfläche von 12'000m2 bereits abgesegnet. Der Baubeginn ist für den kommenden Herbst ge-plant. Gleich daneben soll das „Seequartier" entstehen, das weitere 4'000m2 Verkaufsfläche aufweist. Mit einer Fertigstellung ist in drei bis vier Jahren zu rechnen.

• 2016 entscheidet der Gemeinderat in Singen, ob er für das neue Einkaufszent-rum beim Bahnhof grünes Licht geben will. Vorgesehen ist eine Fläche von 16'000m2.

• In Radolfzell darf das Outlet-Center Seemaxx von 4'500m2 auf 8'500m2 wach-sen. Die Eröffnung ist für Mitte 2016 geplant.

• Das Stimmvolk in Weil am Rhein hat am 19. Juli dem Bau des neuen Einkaufscenters „Hangkante" (16'500m2) zwar mit 4647 zu 3060 zwar zugestimmt. Trotzdem gilt der Bürgerentscheid als „nicht zustande gekommen", weil die Stimmbeteiligung zu tief lag. Nun ist es am Gemeinderat zu entscheiden, ob gebaut werden kann. Dieser hatte sich aber bereits im Vorfeld positiv zum Projekt geäussert.

• Zwischen dem Bahnhof Saint-Louis und dem Euro-Airport soll bis ungefähr 2020 eine gigantische Shopping-Mall (bis zu 60'000m2) entstehen. Sie dürfte sehr gut erschlossen sein: Denn bisher endete die Basler Tramlinie 3 auf Basler Seite rund 500m vor der französisch-schweizerischen Landesgrenze. Geplant ist nun aber, diese Tramlinie zu verlängern – und zwar bis in den westlichen Bahnhofs-teil von Saint-Louis.

Fazit: Die lange Liste hängiger politischer Reformen im Bereich des Handels sollte rasch abgearbeitet werden.

(Quelle: MIGROS Infomail August 2015)