Aktuelles / Notizen

27.02.2012

Ansprache RR Christian Amsler zur Eröffnung der Ausstellung "Wunderschächtele"


...in der Galerie zur Schmitte in Büsingen am Hochrhein

Freitag, 23. März 2012, 17:00 Uhr (Es gilt das gesprochene Wort) 

Herr Bürgermeister, lieber Gunnar, geschätzte Gäste der Vernissage, lieber Rolf Neuweiler, vor allem aber liebe Kinder der Büsinger Grundschule und liebe Künstlerinnen und Künstler 

Ich habe eine besondere Beziehung zu dieser Galerie. Aufgewachsen bin ich in Dörflingen und ab der 5. Klasse (damals war noch der Übertritt in die Sekundarschule aus der 5. Primarklasse möglich) in die Stadt zur Schule gegangen bis und mit Gymnasium und Oberseminar. So habe ich 9 Jahre lang und vier mal pro Tag mit dem Fahrrad diese alte Schmitte hier passiert. Das fand ich immer ein spezielles Häuschen so direkt am Wegesrand, nahe am Rhein und mitten im Dorf. Ich habe mir oft das alte Schmiedeleben plastisch vorgestellt. Ein altes Handwerk, das heute in den Dörfern praktisch ausgestorben ist. Eine kleine Wundertüte, ein kleines Wunderschächtele eben… 

Ja, was für ein herrlicher Titel der Ausstellung, die wir heute gemeinsam eröffnen dürfen: WUNDERSCHÄCHTELE. Wer träumt nicht davon ein Wunderschächtele zu gestalten, zu entdecken oder gar selber eines zu sein. Wir Menschen lieben das Verborgene, das Versteckte, das Nebulöse das Unbekannte, - die Wunder dieser Welt. 

Ich habe aber vor allem auch grosse Freude an den "Wunderschächtele" der Büsinger Kinder. Was für grossartige Künstlerinnen und Künstler. Munter und direkt und ohne Scheuklappen gehen sie aufs Gestalten los und schaffen fröhliche und farbige Kunstwerke. Wir Erwachsene machen das ja immer sofort rational und auf der Denkebene. Wir überlegen uns immer zuerst: Was will ich ausdrücken und aussagen? Was soll die Botschaft meines "Wunderschächteles" sein. Da gehen die Kinder viel lockerer an die Sache und tun einfach, gestalten einfach. 

Ich habe selber auch ein bescheidenes Wunderschächtele gestaltet. Rolf Neuweiler hat mich dazu eingeladen und ich habe zugesagt. Schon zweimal habe ich ihn und seine kleine, sympathische Galerie "Alte Schmiede" anlässlich der grenzüberschreitenden Museumsnacht besucht.

Also, jetzt sage ich Ihnen trotzdem ganz rational, was die Botschaft meines "Schächteles" sein solI.

Ich bin sehr oft als Politiker an Anlässe und begegne unzähligen Leuten und bekomme meistens ein Namensschild auf die Brust geheftet. Im Bus, auf der Strasse, im Einkaufsladen werde ich oft erkannt und angesprochen, ohne dass ich mein Gegenüber genau kenne. Wie schnell sagen wir über eine andere Person, dass wir sie kennen. Es wird über eine Person diskutiert und ohne mit der Wimper zu zucken sagen wir: "Ja, ja, den kenne ich auch!"   

Alle haben Sie auch schon die Situation erlebt, dass man von einer wildfremden Person angesprochen wird, die damit beim Gegenüber Stirnrunzeln, hektisches, verzweifeltes Abfragen des Memorychips im Hirn und dann die obligate Frage "Kennen wir uns?" auslöst. 

Um miteinander ins Gespräch zu kommen, muss man sich ja auch gar nicht immer kennen. Wäre ja jammerschade, wenn es den Prozess, des Sich-Kennenlernens nicht mehr geben würde! 

Die blaue Figur (blau ist meine Lieblingsfarbe) ist anonym und nicht als Person erkennbar. Darin sollen Aussagen stecken wie: Wer bin ich? Wer bist du? Kennen wir uns wirklich? Kennen wir uns näher? Kennen wir uns nur oberflächlich? Wann genau kennen wir eigentlich unseren Mitmenschen? Jeder Mensch hat ganz viele Facetten, viele feine und auf den ersten Blick verborgene Seiten, die wir eben genau nicht kennen, auch wenn wir den Menschen zu kennen glauben.  

Darum die zentrale Frage: KENNEN WIR UNS? 

Aber genug der Deutung! Jeder darf und soll schliesslich in den "Wunderschächtele" das sehen, was er oder sie selber sieht. Freuen wir uns doch ganz einfach an den kleinen Welten, die auf bunte und vielfältige Art und Weise eben auch zeigen, wie die Welt wirklich ist. 

Rolf Neuweiler danke ich für sein grosses und unermüdliches Kunst-Engagement und wünsche Ihnen allen viel Spass bei den visuellen Entdeckungsreisen in die kleinen Wunderwelten der "Wunderschächtele 2012".  Und vielleicht können wir uns ja bei dieser Vernissage auch ein bisschen kennenlernen…