Aktuelles / Notizen
Leonie Küng Panathlon
Laudatio RR Christian Amsler zur Verleihung des Panathlonpreises 2018 an Leonie Küng, Tennisspielerin, Beringen
Es ist dies heute die Geschichte einer bemerkenswerten, jungen Frau, die genau weiss, was sie will und deren selbst gewählter Weg temporeich, energisch, nimmermüde, nahrhaft, innovativ und spektakulär (eben – Tennis) ist.
Tennis existiert schon erstaunlich lange! Tennis ist heutzutage eine der beliebtesten Sportarten der Welt. Die Wurzeln des Rückschlagspiels liegt jedoch nicht, wie man aufgrund des bekannten Wimbledon-Turniers vermuten könnte, in England, sondern in Frankreich. Unter dem Namen Jeu de Paume (zu deutsch: Spiel mit der Handfläche) wurde bereits im 13. Jahrhundert in Klosterhöfen eine frühe Art des Tennis gespielt. Dem Namen entsprechend schlugen die Spieler die Kork- oder Lederbälle jedoch nicht mit Schlägern, sondern mit der bloßen Hand zurück.
Mit der Zeit wurde vor allem der englische Adel auf das Spiel aufmerksam, aber auch in anderen Teilen Europas wurden immer mehr Tennisplätze errichtet und sogar in Schlössern wurde Platz für den immer populärer werdenden Sport geschaffen.
Auch die ersten Tennisclubs entstanden bereits um diese Zeit.
Mitglieder durften auf den Plätzen spielen und sich das nötige Equipment von den Besitzern, welche in der Regel aus dem Adel stammten, ausleihen.
Mitte des 15. Jahrhunderts fand das erste Tennisturnier in Brügge statt, bei dem sogar schon um Geld gespielt wurde.
Davon leitet sich auch die seltsam wirkende Zählweise beim Tennis ab: Für jeden Punkt gab es 15 Deniers. Das nehme ich an, haben die meisten hier drin im Saal vorher nicht gewusst.
Im Laufe der Zeit wurde Tennis in allen Bevölkerungsschichten gerne gespielt, Tennis mauserte sich zum Breitensport.
Im Verlaufe des 15. und 16. Jahrhunderts wurden die Tennisschläger etabliert und technisch verfeinert. Auch die Bälle wurden verändert.
So entstanden Bälle aus Gummi, Wolle, mit Tuchanteilen und später dann letztlich Varianten mit Filz, die unseren heutigen Tennisbällen schon sehr ähnlich waren.
Mit der Zeit nahm der Einfluss des Adels ab, wodurch natürlich auch untere Bevölkerungsschichten leichteren Zugang zu dem Sport fanden.
Daher wurden immer mehr Clubs gegründet, die Ausrüstung noch stärker verfeinert und bald gab es in ganz Europa Tennisturniere, so auch das wohl bekannteste in Wimbledon, welches 1877 erstmals stattfand.
Tennis ist ein wunderbarer Sport! Wenn man berühmte Tennisspielerinnen und –spieler der Geschichte aufzählt, dann glänzen gleich die Augen. Es gäbe noch viel mehr Tenniscracks zu erwähnen, aber dies hier ist nur eine Auswahl. Ich bin sicher, dass Sie sie alle kennen.
Billie Jean King, Illie Nastase, Boris Becker, Steffie Graf, Björn Borg oder auch Yannik Noah. Zu allen könnten wir x Geschichten erzählen.
Aber klar doch, einen habe ich da natürlich sträflich vergessen. Roger Federer National, unser Schweizer Tennis Superheld, zu dem wir natürlich alle hinaufschauen und stolz sind, dass er unser Land stets so sympathisch in die weite Welt hinausträgt. Und Entschuldigung mal: Wer hat schon ein Selfie mit Roger Federer? Leonie natürlich!
Und daneben halten sich natürlich auch ganz viele Prominente und Möchtegerne-Promis fit mit diesem dynamischen Sport. Stellvertretend sind hier Sänger Elton John, die amerikanische Schauspielerin Farah Fawcett-Mayors oder der bayrische Ministerpräsident Markus Söder abgebildet.
Jetzt aber zu unserer Preisträgerin! Wer ist diese Leonie Küng eigentlich, die die Nummer 1 der WTA Rangliste werden will? Ich wollte natürlich näher wissen, wer sich genau hinter dieser Topsportlerin verbirgt. Nun, ich habe sie zu mir eingeladen und eine junge Frau mit Zielen und Prinzipien kennengelernt, die fokussiert ist, ihre Antworten gut überlegt und weiss, was sie will.
Wohnort
Beringen (Schweiz), Geburtsdatum 21. Oktober 2000, Trainer/Fitnesstrainer, Grösse 173 cm (im Moment), Gewicht 57 kg (im Moment), Spiel Rechtshändig mit zweihändige Rückhand
Aufgewachsen auf einem Pferdezuchtbetrieb, zusammen mit ihrer Schwester Lisa geb. 2002, welche ebenfalls intensiv Tennis spielt.
Mutter Angelika und Vater Martin sind oder besser waren Landwirte (Pferdezüchter) und führten eine Tierarztpraxis. Heute ist die Familie gleichsam als „Family Küng Tennis Corporation“ unterwegs. Fokussiert, kompromisslos, gradlinig, - in einer anspruchsvollen Welt, die keine Halbheiten duldet und nur ganz wenige Fehler erlaubt.
Leonie mag Tiere, Vizsla Hündin "Miley" ist es ziemlich egal, ob Leonie ein Spiel gewonnen oder verloren hat – sie freut sich in jedem Fall über die Rückkehr der Sportlerin nach Hause, ebenso wie die beiden Bengal Kätzinnen "Sissi" und "Take Care Scarlet". Dazu sind aktuell 6 Pferde in Pension bei Küngs auf dem Hof.
Angefangen mit Tennis hat Leonie im Alter von 7 Jahren rein zufällig durch ein Schnupperangebot des Tennis Clubs Beringen. Nach einer moderaten Anzahl von Tennisstunden, absolvierte sie mit 9 Jahren das erste Turnier. Sie trainierte auch auf dem Hofplatz der Eltern und übte emsig ihre Schläge gegen die Wand in der Scheune. Im Alter von 11 - 13 Jahren wurden die Trainingseinheiten und die Schule über die Wintermonate nach Florida (nach Bradenton) verlegt, um dort an wichtigen Turnieren teilzunehmen.
Das Training wird in erster Linie durch die Eltern koordiniert, mit bedarfsgerechtem Zuzug von Experten im Bereich Technik, Fitness und Mentalcoaching. Der Vater vielleicht etwas härter, die Mutter mitunter etwas mütterlich weicher. Beide wollen sie nur das Beste für ihre Kinder, sprechen offen alles an, hören auf die Signale ihrer Zöglinge und geben ihnen auch die Freiheiten, die diese brauchen.
Sie absolvierte die ILS Fernschule in Deutschland, hat die 9. Klasse abgeschlossen und ihr Ziel ist es Abiturreife zu erlangen. Nun hat sie aber aufs amerikanische Schulsystem gewechselt.
Die aktuellen Ziele für die nähere Zukunft sind aber klar: Die Trainingszeiten werden erhöht und Leonie will vermehrt an internationalen Turnieren teilnehmen. Kurz vor meinem Gespräch mit ihr sind Leonie und Lisa aus Tunesien, Nordafrika, zurückgekehrt, wohin sie erstmals alleine ohne die Eltern gereist sind.
Klein Leonie war sozusagen schon im Laufgitter-Stadium ballaffin und hat jeden Ball aufgefangen und auch später überall die Bälle in allen Grössen magisch angezogen.
Und natürlich hat eine junge Spielerin auch Vorbilder und Lieblingsspielerinnen. Zu erwähnen sind hier Li Na, Agneska Radwanska oder Caroline Garcia, - jede hat vom Spieltyp her ein spezielles Element von Leonies Spielweise.
Leonie Küng hat aber auch Hobbies, wie das so üblich ist bei jungen Menschen: Musik, Tanzen, Spielen, Freunde, Tiere, Familie, und Skifahren.
Das Letzte aber natürlich nur sehr zurückhaltend, zu gross ist dabei die Verletzungsgefahr. Gutes Thema: Verletzung als Dauerthema im Sport – Holz aalange und das, was niemand will. Und da höre ich etwas sehr Interessantes. Aufgrund der grossen Erfahrung in der Zucht von Rennpferden können vom Tier Rückschlüsse auf den Menschen gemacht werden. Kein Überpowern, kein Krafttraining mit zu schweren Gewichten, sondern viel Kraftarbeit mit der Körpergewicht-Methode, Stabilisationsübungen, Fussgelenktraining für den guten Stand und die Laufarbeit, Gegentraining für den Nichtschlagarm, sorgsamer Aufbau und auch die nötige Regenerationsphase.
Und wie steht das eigentlich mit Freundinnen? Freunde lassen wir jetzt mal weg. Schwieriges Thema - zum Glück kann sie aber auf eine ganz gute, langjährige und verlässliche Freundin in Beringen zählen, die auch Verständnis für dieses besondere Leben mit Training, Erholungszeit, Reisen etc. das nötige Verständnis aufbringt. Generell sind Bindungen bei solch einem Leben nicht ganz einfach zu bewerkstelligen.
Was willst du erreichen, Leonie? Ich will in die Top Hundert strahlt sie zum ersten Mal, dann strahlt sie nochmals: Top Ten, - noch lieber die Nummer 1 der Weltrangliste werden und konkret mein eigenes Leben bestreiten können und vom Tennis leben. Ich lache sie an und ziehe etwas die Augenbrauen hoch. Leonie Küng lacht zurück und sagt lakonisch „Dream big!“
Recht hat sie – Träume muss man haben und verfolgen und sie einfangen.
Und Schaffhausen?
Das ist der Ort, wo ich immer wieder zurückkomme und mich wohlfühle. Sie, - die Vielgereiste, mag ihre Heimat und kommt immer wieder gerne hierher zurück, dankbar für die Umgebung, in der sie aufwachsen durfte.
Für die Zeichen der Wertschätzung in Form von Unterstützung und Ehrungen im Heimatland, aber auch im Kanton ist Leonie Küng dankbar. Zu erwähnen ist die letzte Sportler-Gala mit der Auszeichnung als Sportlerin des Jahres und sicherlich auch die heutige Panathlonfeier. Weitere Ehrungen werden folgen, das ist sicher.
Ja, ans Turnier vom Wimbledon will sie unbedingt wieder. Sie kann nicht akzeptieren, dass sie dort 2018 den Juniorinnenfinal verloren hat. Sie hat Damensiegerin Angelique Kerber bewundert, die berühmten „strawberry with cream“ genossen und ebenso die sympathische Ansprache von Herrensieger Novak Djokovic an die Junioren gerichtet.
Und Blick ganz weit in die Zukunft? Sie will dann sicherlich selber jungen Sportlerinnen helfen auf ihrem Weg, sie unterstützen, Coach und Trainerin sein und dannzumal wohl die gleiche Dauer-Frage wie ihre Eltern heute an sie stellen: „Was hilft dir, um erfolgreich zu sein?“
Panathlonpräsident Joachim Corbach hat es in seiner Begrüssung gesagt: Wir zeichnen heute mit der Beringer Spitzentennisspielerin und grossen Schaffhauser Nachwuchshoffnung Leonie Küng eine sehr würdige Gewinnerin aus. Die Preisträgerin reiht sich ein unter Schaffhauser Sportbotschafter wie die Schwimmerin Marina Ribi, der Duathlet Andy Sutz, die Ruderer Markus Kessler und Alex Plüss, die Tischtennisspielerinnen Laura Schärer und Sonja Führer, Olympia Skeetschütze Fabio Ramella, die Damenmannschaft des FC Neunkirch, Velorennfahrer Lukas Spengler, Handball Nationaltrainer Michael Suter oder letztes Jahr Schwimmerin Lisa Stamm.
Der Panathlonpreis 2018 geht an Leonie Küng, und darüber freue ich mich als Regierungsrat und Sportminister sehr!
Der Panathlonclub Schaffhausen, der Schaffhauser Regierungsrat und die ganze Schaffhauser Öffentlichkeit sind stolz auf diese junge Sportlerin, die genau weiss, was sie will und auch für viele junge Tennisspielerinnen und Tennisspieler ein Vorbild ist.
Die verdiente Preisträgerin 2018 heisst – Leonie Küng - Herzliche Gratulation!