Aktuelles / Notizen

24.04.2015

Eröffnungsrede BIENEN


Jahresausstellung MzA

Jahresausstellung Kanton am MzA

"BIENEN - Bedrohte Wunderwelt"

Vernissage, Mittwoch, 29. April 2015, 18.15 Uhr im MzA / Kräutergarten / Kreuzgang

(Es gilt das gesprochene Wort)

Regierungsrat Christian Amsler

Das packende Thema Bienen lädt förmlich ein zur Vermittlung an Schulen. Als Erziehungsdirektor liegt mir der Bereich Sensitivität gegenüber der Umwelt am Herzen. Bienen sind umwerfend genaue Indikatoren für den Zustand der Natur.

Wenn es den Bienen schlecht geht, geht es auch uns schlecht!

Wenn man über die Bienen nachdenkt, - und deren Funktion als sensible Botschafter des Zustandes der Natur -, kommt man meines Erachtens nicht darum herum, auch den zu recht mit unzähligen Preisen ausgezeichneten, grossartigen Dokumentarfilm "More than Honey" des Schweizer Filmers Markus Imhof zu erwähnen.

More than Honey» verfügt über alle eindeutigen Eigenschaften einer großartigen Naturdokumentation: Der Film setzt auf modernste Filmtechnologie, um Phänomenen auf den Grund zu gehen, die mit freiem Auge nicht zu erkennen sind. Er lässt uns staunend zurück, voller Ehrfurcht, gemischt mit einem Gefühl der Beunruhigung und der Dringlichkeit angesichts des Schicksals der Bienen dieser Welt. In den vergangenen Jahren haben sich einige Dokumentationen mit dem Bienensterben beschäftigt – es braucht also einen aussergewöhnlichen Film, um hier herauszustechen. Eine Anforderung, der «More than Honey» mehr als gerecht wird. Der Oscar-nominierte Filmemacher Markus Imhoof berichtet als Enkel eines Schweizer Berufs-Imkers aus einer ganz persönlichen Perspektive. Er bereist von Europa ausgehend die ganze Welt, kommt bis in die USA, nach Australien und China, er filmt die monumentalen Kulturlandschaften, in denen Bienen ihre Arbeit verrichten, genauso wie die mikroskopisch kleinen Waben, in denen sie leben.

Auf dieser absolut faszinierenden Reise treffen wir Imker, Wissenschaftler und landwirtschaftliche Unternehmer, die ihre Passion und ihr Wissen mit uns teilen. Es braucht schon eine ungewöhnliche Persönlichkeit, um sich den Bienen zuzuwenden – und auch die damit verbundenen Stiche in Kauf zu nehmen.

Trotz jahrelanger wissenschaftlicher Untersuchungen kann über die Ursache für das Bienensterben noch immer nur spekuliert werden. Sind Parasiten, Pilzbekämpfungsmittel, Antibiotika, Zuchtprobleme oder schiere Arbeitsüberlastung die Ursache oder gar eine Kombination der genannten Probleme?
«More than Honey» unterscheidet sich durch seine internationale Perspektive: Imhoof zeichnet auf, wie sich die Bienenkrise in verschiedenen Teilen der Welt äussert. In den Vereinigten Staaten müssen sich Wissenschaftler mit einer wachsenden Population von sogenannten «Killerbienen» auseinandersetzen. In China greifen Bauern nun auf menschliche Arbeitskräfte zurück, um die Vegetation zu befruchten.

Es geht mit Sicherheit um mehr als Honig. Ohne Bienen wird sich die moderne Gesellschaft radikal verändern, mache bezweifeln, dass sie ohne die Bienen überhaupt überleben wird können.

Im neuen Lehrplan21 (und ich zitiere Ihnen daraus) heisst es im Einführungstext zum Fachbereich Natur, Mensch und Gesellschaft:

"Wenn Kinder und Jugendliche der Welt begegnen und sich mit ihr auseinandersetzen, nehmen sie neue Phänomene, Sachen und Situationen wahr, erschliessen sich diese und ordnen sie in ihre Vorstellungen zur Welt ein. Dabei gewinnen sie zunehmend Orientierung in der Welt und erlangen Handlungsfähigkeit. Dies alles erfordert Wissen und Können, Erfahrungen und Interessen.

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich Kenntnisse über Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen, erkunden verschiedene Ökosysteme und erkennen Wechselwirkungen. Sie erfahren, dass Natur und Umwelt vom Menschen genutzt, gestaltet und verändert werden. Dabei befassen sie sich mit damit verbundenen Zielen, Einflüssen und möglichen Auswirkungen."

Es ist daher zu wünschen, dass gerade diese grandiose Naturausstellung von möglichst vielen Lehrpersonen mit ihren Klassen besucht wird.

Sie wissen vielleicht, dass eines meiner grossen Hobbys die Wildbienen sind. Daheim unterhalte ich einen ansehnlichen Wildbienenstand mit doch recht grossen Ausmassen. Zu meinem Hobby Wildbienen bin ich vor circa 17 Jahren gekommen. Ich habe im Zoo Zürich einen Wildbienenstand gesehen und war total davon fasziniert. Seither habe ich sukzessive meinen Wildbienenstand ausgebaut und mit neuen Elementen angereichert.

Die Welt der Wildbienen ist total faszinierend.  Allein in Mitteleuropa sind mehr als 550 Arten nachgewiesen. Sand- und Seidenbienen, Mauer- und Scherenbienen, Langhorn- und Pelzbienen und nicht zuletzt die Hummeln zeigen eine ausgeprägte und ungemein vielfältige Brutfürsorge.

Viele Leute bleiben bei meiner privaten Anlage stehen und informieren sich auf der Infotafel. So sehen sie, welche Wildbienen man im Garten, auf Balkon oder Terrasse mit Nisthilfen erfolgreich ansiedeln kann, wie diese Blütenbesucher mit bestimmten Pflanzen angelockt und gefördert werden können und welche spannenden Beobachtungen man dabei selbst machen kann. Auf diese Weise kann jeder zur Erhaltung der Wildbienen beitragen, die für die Bestäubung unserer Nutz- und Wildpflanzen unersetzliche Dienste leisten.

In den warmen Frühlingstagen schwärmen die Insekten zu Hunderten vor meinem Wildbienenstand und suchen sich ihre Niströhren. Da gibt es alle Grössen und Farben! Es gibt auch rote und blaue Wildbienenarten. Zudem gibt es ja sehr viele Arten von Bodenbienen oder auch Sandbienen, die ihre Eizellen in gebohrten Bodenkanälen anlegen. Darum ist es wichtig, bspw. auch mit gehärtetem Sand oder Löchern in Ton eine Nisthilfe anzulegen. Der Wildbienenstand sollte in jedem Fall gegen Süden (gegen die Sonne) ausgerichtet sein und über ein Vordächlein, also einen direkten Witterungsschutz verfügen. Natürlich experimentiere ich auch mit verschiedenstem Material und schaue, was die Wildbienen gerne annehmen und was weniger.

Nisthilfen für Wildbienen gibt es im übrigen an zahlreichen Orten zu kaufen. In der altra, in der Landi, im Coop Baumarkt oder in zahlreichen Behindertenwerkstätten übers Internet. Ich habe auch Beobachtungskästen mit Glasröhrchen, die es auch im Internet zu kaufen gibt.

Von daheim aus konnte ich meinen mittleren Sohn Florian wahrnehmen, der mir begeistert von seiner Arbeit im Museum zu Allerheiligen mit der Bienenausstellung rapportierte. Und vom tollen Team erzählte, in dem er sich sehr gut aufgenommen fühlte. Er leistet derzeit einen Teil seines Zivildienstes neben den beiden grossen Einsatzblöcken in der Rehaklinik St. Katharinental als Ausstellungsgestalter unter den Fittichen von Direktor ai und Kurator Dr. Urs Weibel im Museum zu Allerheiligen. Sie werden in der Ausstellung einigen Dingen mit der grafischen Handschrift meines Sohnes begegnen. Das macht mich als Vater stolz und freut mich sehr.

Der Ausstellung und ihrem Begleitprogramm wünsche ich viel Erfolg und den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung ganz neue Einblicke in die faszinierende Welt der Bienen. Ich freue mich mit Ihnen zusammen, dass diese faszinierende Ausstellung in Schaffhausen möglich gemacht werden konnte.

Lassen wir die Bienen sprechen, - oder summen!

Ich bin fertig - Sumsumsum!