Aktuelles / Notizen

05.09.2014

Grusswort zur Jubiläumsfeier 125 Jahre


Gewerkschaftsbund Schaffhausen 2014

Chrysler Chef Lee Iocacca hat mal sinngemäss gesagt: "Der durchschnittliche amerikanische Geschäftsführer glaubt immer noch, dass die Gewerkschaft der natürliche Todfeind sein muss. Das ist überholtes Denken. Ich möchte vielmehr, dass die Arbeiterschaft das Herz des Unternehmens ist und das innere Räderwerk des Konzerns versteht."

Liebe Gäste der Jubiläumsfeier 125 Jahre Gewerkschaftsbund Schaffhausen  

125 Jahre! 1889 bis 2014 - Sie feiern mit dem Gewerkschaftsbund Schaffhausen einen beachtlichen Geburtstag. 

Seither ist vieles ins Land gegangen und manch Liter Rheinwasser über den Rheinfall in die Tiefe hinuntergestürzt. Der Gewerkschaftsbund hat eine bewegte Geschichte hinter sich mit vielen Meilensteinen und interessanten Ereignissen. 

Blenden wir doch kurz etwas zurück. Ich habe nur ein paar wenige Dinge herausgepickt: 

1898 streikten die Spengler während acht Wochen und dank der Vermittlung der Regierung wird der Kampf beendet. 

1935 erlangte die Schaffhauser Arbeiterschaft erstmals eine Vertretung im Regierungsrat. Der Kandidat der politisch wieder vereinigten Arbeiterbewegung, Lehrer Ernst Bührer, wurde in die Schaffhauser Exekutive gewählt. 

1963 wurde ich geboren und schloss die Teigwarenfabrik Lieb in Stein am Rhein. Die mit 100 Franken pro Dienstjahr stipulierten Abfindungen wurden ausgerichtet und betrugen je nach Dienstjahren 300 bis 4400 Franken. 

1968 wurde neben Erwin Hofer mit AZ Redaktor Ernst Neukomm ein zweiter Gewerkschafter in die Regierung gewählt. Der Ernst hat es dann bekanntlich doch einige Jahre dort ausgehalten! 

Die Welt entwickelt sich rasend und damit auch die Berufsfelder. Kürzlich habe ich gelesen, welches die 10 zukunftsträchtigsten Berufe seien. Darunter sind Berufe wie

  • Ingenieur für Energie- und Gebäudetechnik,
  • Altenpflegerin und Pflegemanager
  • oder aber auch Lehrer für Naturwissenschaften und Mathematik. 

Spannend! Nur schon aus diesen drei herausgepickten Berufen sind Stichworte wie Demografie, Überalterung, Fachkräftemangel oder Energiewandel herauslesbar. 

Ja, positiv sind in jedem Fall die gute Entwicklung der Märkte generell und die tiefe Arbeitslosigkeit verglichen mit dem Ausland. Dabei gilt es aber auch angesichts der herbeizuführenden Energiewende die Winkelhalbierende zwischen Ökologie und Ökonomie zu finden. Unsere Schweizer Wirtschaft fusst nach meiner Meinung auf einem starken Dreibein mit

- einer liberalen Arbeitsmarkt-Gesetzgebung

- einer gut funktionierenden Sozialpartnerschaft und dem

- dualen Berufsbildungssystem. 

Ja, dieses duale Berufsbildungssystem, um das uns das Ausland beneidet, hilft mit, dass wir zum Glück eine vergleichsweise sehr tiefe Jugendarbeitslosigkeit in unserem Land aufweisen. In der Schweiz haben wir also mit der allgemeinen und beruflichen Bildung zwei Wege, diese Wege sind gleichwertig, aber andersartig. Ein grosses Plus ist die Durchlässigkeit. Wer eine Berufslehre als solide Grundlage absolviert, kann später via Berufsmatur an die Fachhochschule und mit Zusatzprüfung sogar an eine Universität oder ETH gelangen. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind vielfältig und diesen gilt es Sorge zu tragen. 

Schaffhausen hat eine höchst interessante Geschichte der Unternehmungen und damit auch der Arbeiterbewegung. Wir haben einen gewaltigen Wandel hinter uns von den eher schwerindustriegeprägten Unternehmungen hin zu global tätigen Firmen.

Diese zugezogenen Unternehmen haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich der Kanton Schaffhausen in den letzten Jahrzehnten von einem Industrie- in einen Dienstleistungs- und Hightech-Standort gewandelt hat. In Schaffhausen sind immer mehr Hightech-Firmen ansässig, die ihre Spitzenprodukte europa- und weltweit absetzen. Dafür benötigen sie hochqualifiziertes Personal in verschiedensten Bereichen: In der Herstellung von anspruchsvollen Produkten in der Chemie- und Medizinalbranche, in der Metall- und Kunststoffverarbeitung, in der der Verpackungs- und Lebensmitteltechnologie oder für die Produktion von Luxus-Uhren. Darum machen mir Stichworte wie Fachkräftemangel, fehlende Arbeitskräfte aufgrund der Demografie und auch Kontingentierungen aufgrund von politischen Abstimmungen mehr als Bauchweh. 

Im Vergleich zur gesamten Schweiz weist Schaffhausen den höchsten Anteil multinationaler Unternehmen am kantonalen BIP auf. Dies belegt eine neue Studie der Boston Consulting Group. Unilever, Garmin, Tyco oder John Deere sind nur einige der angesiedelten Unternehmen, welche Schaffhausen zur internationalen Drehscheibe machen. 

Doch auch alteingesessene oder schon länger hier operierende Schaffhauser Firmen wie Georg Fischer, ABB, Bosch, Cilag, Curtiss Wright, Karl Storz Endoskope und Marquardt leisten einen wesentlichen Anteil zur Attraktivität des Standortes. 

Grenzen sollte es möglichst wenig haben zwischen den Arbeitnehmenden und den Arbeitgebenden und schon gar keine unüberwindbaren Barrieren. Grenzen sind für uns Schaffhauserinnen und Schaffhauser keine Barrieren, sondern bieten immer auch Chancen. Die Kontakte zu den benachbarten Kantonen Zürich und Thurgau ennet dem Rhein und zum Bundesland Baden-Württemberg im Norden sind traditionell gut. Herr Gysi, viele Schweizer meinen ja, dass wir zu Deutschland gehören. Wir nehmen das sportlich und entgegnen, dass wir vielmehr mitten im Zentrum Europas liegen und eine Brücke zu unseren Freunden im Nachbarland Deutschland bilden. 

Schaffhausen stösst auf 152 Kilometern an Deutschland und nur auf 33 Kilometern an die Schweizer Nachbarkantone Zürich und Thurgau. Im Kanton Schaffhausen können Sie insgesamt 1740 Grenzsteine zählen! 

Unsere Grenzlage beschäftigt uns aber auch. Der Einkaufstourismus wächst weiter. Trotz sinkender Preisdifferenz haben die Auslandeinkäufe im letzten Jahr 2013 um 500 Millionen Franken oder 7% zugenommen und ein Rekordniveau erreicht. Insgesamt kauften Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten 2013 für rund 10 Mrd. Fr. im Ausland ein (inkl. ausländische Onlineeinkäufe). Das ist eine gewaltige Zahl! Ja, Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten sind gut informiert und mobil. Dank dem Internet kennen sie die Preisdifferenzen. 

Doch zurück zu Ihrem Jubiläum! Seit Ihrem Gründungsjahr 1889 konnte viel erreicht werden, wie die AHV, der arbeitsfreie Samstag und vier Wochen Ferien und einiges mehr. Im Namen der Schaffhauser Regierung, aber sicher auch im Namen der ganzen Schaffhauser Bevölkerung darf ich Ihnen zusammen mit meiner geschätzten Kollegin Ursula Hafner-Wipf sehr herzlich gratulieren zu diesem schönen 125 Jahre- Jubiläum.

Wir freuen uns sehr über die nächsten 125 Jahre und danken den rund 4500 GBS Mitgliedern vor allem auch für das Engagement für die Arbeitnehmenden und für den Arbeitsfrieden, der unser Land mit stark macht. 

Ich wünsche dem Gewerkschaftsbund Schaffhausen weiterhin viel Erfolg mit Ihrer für unsere Wirtschaft und für das Gewerbe wichtigen Tätigkeit. 

Der Mensch macht es aus! Er steht im Zentrum! Darum wünschen wir Ihnen allen Gesundheit, Erfolg und viel Befriedigung bei Ihrem Engagement für eine möglichst gerechte Welt. 

Herzliche Gratulation zum speziellen Geburtstag! Danke für Ihren Einsatz für die Region Schaffhausen!

Christian Amsler, Regierungspräsident des Kantons Schaffhausen