Aktuelles / Notizen
750 Jahre Dörflingen
Ansprache des Schaffhauser Regierungspräsidenten zum Festakt 750 Jahre Dörflingen
Herr Gmeindspräsident, liebe Pentti, gschätzti Behördevertreter
Kolleginne und Kollege vo dä Schaffhuuser Regierig
Gschätzti Gäscht
Liebi Dörflingerinne und Dörflinger
Es grossi Fäscht vom wunderbare Flecke Dörflingen, und do demit aber au vo dä Mensche vo däm Dorf, wo do so gern läbed.
Dörflinge hät sich bewusst entschiide, zum grosse Fäscht d'Dorfbevölkerig zämezbringe! Echti Kontäkt und Kommunikation sind hüt i üsere rasend schnelle Welt zuenehmend rarer worde. Zwor wirked die wunderbare technische Errungenschafte vo moderne Ziite alli durchuus kommunikationsfördernd, well sie üs jo verbinded mit andere Menschen in aller Welt. Sie intensiviered d' Kommunikation und vereinfached d' Zämmearbet. Aber immer funktioniered sie au in enere gwüsse Oberflächlichkeit. Oft fähled die menschlich Tüüfi und die für üser Wohlbefinde so wichtigi menschlichi Wärmi. D' Dörflinger Iiwohnerinne und Iiwohner und au die von ihne gwählte Behörde leged grosse Wert uf Zämmehalt und Begegnige vo dä Mensche i däm Dorf.
D' Dorfgmeinschaft isch es Herz vomene Dorf. Und da Herz pulsiert in Dörflinge!
Da Dorf am Fuess vom Buck und mittlerwiile jo au uf em Buck und rund um dä Buck büütet Lebensqualität pur! Dörflinge liit eigeständig und schtolz ii unmittelbarer Nöchi zur Kantonshauptstadt Schaffhuuse. Ä nachbarschaftlichi Früündschaft wird zur düütsche Enklave Büsingen am Hochrhein gpflegt.
Tüüf durreatme und gnüüsse! Wer uf em dorfeigene Uussichtshügel "Buck" stooht, hät ä atemberaubendi Uussicht uf dä Rhii, zum Cholfirscht, über d' Gennersbrunner Ebeni bis zu dä Hügel vom Reiat und vom Rande.
Es attraktivi Wohndorf Dörflinge hät i de letschte Johrzehnte ä rasendi Entwicklig gno. Vo 1950 mit 458 bis 1990 uf lediglich 582 gschtiige, sinds dänn im Joohr 2000 bereits 785 Iiwohner gsii und 2012 bereits 911.911, also en richtige Turbo-Porsche!
Dörflingen isch hüt e bevorzugti Wohngmeind vor dä Tor vo dä Schtadt Schaffhuuse. Dörflinge isch au energetisch modern, verfüegt doch Gemeinde siit 1994 über ä Holzschnitzel-Heizanlage für alli Schuelbaute.
Ä Bsonderheit vo Dörflinge isch d' Tatsach, dass sich die Gmeind we en Riegel an Rhii schiebt, und demit sowohl Grenze zur düütsche Enklave Büesinge, als au zum düütsche Gailinge bildet. Dörflinge isch ä eigentlichi Grenzgmeind mit Rhiinaschtoss i de Laag. Da aber cha grad i Chriegsjoohre zu grosse Problem führe, wäri doch Diessenhofe nooch, aber nu über düütsches Gebiet z'erreiche.
D'Feschtstellig, dass Siedlige vielfach sehr viel älter sind, als es d' Erschterwähnig vermute liessi, erlangt im Fall vo Dörflinge ä klari Gültigkeit. Als Gschenk vom Kanton Schaffhuuse a d' Gmeind Dörflinge törfed mir hüt Obig symbolisch die beide Tafle, wo vo dä Kantonsarchäologie gschstalted worde sind, em Gmeindspräsident überreiche. Die echte Tafle sind im Gländ ufgschtellt und sölled Wanderer über die keltische Grabhügel informiere, wo im Rahme vo dä Dörflinger Jubiläumsfiirlichkeite besser zuegänglich gmacht worde sind. Dezue chömed i dä Umgäbig vo Dörflinge römischi und alamannischi Füünd, wo alli uf ä langi Siedligskontinuität hindüüted. Es händ also scho lang vor 1264 Mensche in und um Dörflinge gläbt. Wer sich defür interessiert, isch im übrige iiglade, morn am Sunntig a de Führig bi de keltische Grabhügel teilznäh, wo vo dä Kantonsarchäologie organisiert würt. Min Kolleg Reto Dubach würt als zuerständige Baudirektor ebefalls vor Ort sii.
Jo, liebi Dörflingerinne und Dörflinger, ich bin do am Fuess vom Buck, mit Blick uf d' Büesinger Bergchiilee und inere wunderbare Wiiti ufgewachse und sehr dankbar für die unvergessliche Jugendjohr in äinere vo dä schönschte Gmeinde vo dä Wält. Ich ha bis hüüt mis Herz a die wunderbar Landschaft verlore.
D'Erinnerige vrwiiled am Mühlibach, im Oberholz, im Huuldawäldli, im wunderbar glägene Schuelhuus, bim Zieh vom Läderrieme bim Chiilegloogelüüte, bim Schliitle do obe am Hang oder bim Schlittschüele inklusiv Chuehnagel uf em Randeggerweiherli oder em Morgetshofsee.
Für mich persönlich heisst noch Dörflingen z'choo immer au heim z'chehre.
Di gsamt Schaffhuuser Regierig isch Ihrer früündliche IIladig sehr gern gfolgt und gnüsst dä Obig mit Ihne allne zäme.
Me söll d' Fescht bekanntlich fiire, we sie falled. 2014 isch ä guets Jahr defür!
Liebi Dörflingerinne und Dörflinger, herzlichi Gratulation zum 750. Geburtstag!
Regierungspräsident Christian Amsler
Vorsteher Erziehungsdepartement Kanton Schaffhausen mit den Bereichen Bildung, Sport und Kultur
Historische Zusatzinfos über Dörflingen:
Dörflingen gehört zu den Gemeinden im Kanton Schaffhausen, die relativ spät erstmalig erwähnt werden. Die Ersterwähnung ist allerdings das Resultat von Zufällen in der Quellenüberlieferung. In den meisten Fällen handelt es sich nämlich nicht um Ersterwähnungen aus Anlass der eigentlichen Gründung einer Siedlung, sondern um früher oder später in Urkunden auftauchende Siedlungsnamen. Die Siedlungen selber sind vielfach sehr viel älter. Im Fall von Dörflingen liegt die Ersterwähnungsurkunde nicht im Staatsarchiv Schaffhausen, was darauf hindeutet, dass die Grundbesitzer nicht aus Schaffhausen kamen. Und so ist es auch. Dörflingen wird in einer Schiedsgerichtsurkunde vom 18. Juni 1264 erstmalig erwähnt. Darin wird Dörflingen dem Grafen Rudolf von Habsburg zugesprochen, wobei Dörflingen aus der Erbmasse des 1264 verstorbenen Grafen von Kyburg stammte. Dörflingen war also ursprünglich kyburgischer Besitz und gelangte 1264 an das Haus Habsburg. Die entscheidende Entwicklung erfolgte aber 1434 als Dörflingen an die Stadt Zürich verpfändet wurde. Damit wurde Dörflingen zum einzigen rechtsrheinischen Besitz Zürichs. Verwaltungsmässig gehörte Dörflingen zur Landvogtei Andelfingen. Und Zürich war gewillt, diesen rechtsrheinischen Besitz zu erhalten, denn 1770 kaufte Zürich von der Landgrafschaft Nellenburg das Hochgericht über Dörflingen, womit Zürich eigentlicher Landesherr in Dörflingen war.
Wie aber kam Dörflingen zum Kanton Schaffhausen? Mit dem Ende des Ancien Régime 1798 und der Einführung der zentralistisch organisierten Helvetischen Republik wurde auch die Landkarte der Schweiz neu geordnet. Dieser Neuordnung verdankt Dörflingen seine Zugehörigkeit zum Kanton Schaffhausen, denn am 24. Juli 1798 beschlossen die helvetischen Räte, also das Parlament der Helvetischen Republik, in einem Dekret Dörflingen dem Kanton Schaffhausen zuzuteilen, während das zu Schaffhausen gehörende linksrheinische Ellikon im Gegenzug an den Kanton Zürich abgetreten wurde. Dörflingen wehrte sich zwar gegen diese Zuteilung und wollte lieber beim Kanton Zürich bleiben. Noch 1802 reichte Dörflingen - allerdings erfolglos - ein Gesuch an die Regierung des Kantons Zürich ein, wieder an den Kanton Zürich angeschlossen zu werden. Der Grund für den Dörflinger Wunsch dürfte auch darin zu suchen sein, dass Schaffhausen nahe liegt, während der Bezirkshauptort Andelfingen weit und die Hauptstadt Zürich noch viel weiter entfernt sind, zumindest in einer Zeit, als die Menschen zu Fuss oder zu Pferd unterwegs waren. In einem solchen Windschatten der Machtferne lässt sich bekanntlich manchmal ganz gut leben.
Vielleicht bekamen die Dörflinger die grössere Nähe zur "Macht" 1856 zu spüren, als der Regierungsrat angesichts von Unregelmässigkeiten in der Verwaltung und in der Kassenführung entschied, die Gemeinde Dörflingen unter Zwangsverwaltung zu stellen und dazu einen Regierungskommissär einsetzte. Diese Massnahme scheint allerdings in Dörflingen keinen weiteren Eindruck gemacht zu haben, meldet doch das Regierungsratsprotokoll, es sei nach Präsentation des eingesetzten Regierungskommissärs an der Gemeindeversammlung "nicht zu erkennnen gewesen, dass die ausserordentliche Massregel der Regierung … eine Aufregung in dieser Gemeinde verursacht habe." Dörflingen stand bis 1858 unter Zwangsverwaltung.
Zürich führte 1535 die Reformation in Dörflingen ein. Dies bedeutete die Trennung von der Mutterpfarrei Gailingen, die aber seit 1400 dem Kloster Allerheiligen inkorporiert war. 1651 erst wurde Dörflingen zur eigenen Pfarrei erhoben, allerdings in der Regel von Schaffhausen oder Diessenhofen aus betreut. Das Patronatsrecht, also das Recht zur Bestimmung des Pfarrers, übten Schaffhausen und Zürich gemeinsam aus. Dass dies zu Spannungen zwischen den beiden eidgenössischen Orten führen konnte, erstaunt nicht. So wird zur Einsetzung des Pfarrers von Dörflingen im Jahr 1690 berichtet, die Abgeordneten von Schaffhausen und Zürich seien vom Landvogt von Andelfingen nach Diessenhofen zum Essen eingeladen worden. Dies hätten die Schaffhauser aber abgelehnt, da am gleichen Tag in Diessenhofen Kirchweih gefeiert worden sei und sie die Einladung, ausgerechnet an diesem Tag nach Diessenhofen zu kommen, als unanständig empfunden hätten. Die Schaffhauser hätten in Dörflingen auf Kosten des Allerheiligenamtes zu Mittag gegessen. Dörflingen erhielt übrigens erst 1689 die heutige Kirche.