Aktuelles / Notizen

19.01.2012

AUFTRITT...oder warum ich etwas gegen Rednerpulte habe!


Artikel von RR Christian Amsler in der Personalzeitung

AUFTRITT….oder warum mir Rednerpulte ein Gräuel sind 

Der klassische Auf-tritt ist der Tritt auf die Bananenschale, den ich niemandem wünsche! Der Kanton Schaffhausen tritt mit der Marke „Ein kleines Paradies“ auf, die kantonale Verwaltung tritt mit dem gelb-schwarzen Logo mit Bock und dem Kürzel sh.ch auf, die 1. Augustrednerin tritt mit einer engagierten und patriotischen Rede auf. Treten Sie auch auf? 

Als Regierungsrat halte ich sehr viele Reden. Auftritte kann man übrigens trainieren. Dafür gibt es hochbezahlte Kommunikationstrainer wie Sand am Meer. Doch auch damit bringt man das Lampenfieber nicht ganz weg. Damit man bereit ist und die nötige innere Spannung aufbauen kann für den Auftritt, braucht es aber auch eine kleine Prise Lampenfieber.  

Ein Gräuel waren mir schon immer Rednerpulte. Als Politiker bekommt man meist ein Rednerpult hingestellt. Dieses seltsame Möbelstück, meist aus Holz gefertigt, ist aber ein regelrechter Stimmungskiller. Gut gemeint hat man dieses stehpultartige Unding einmal erfunden, um dem Redner zu ermöglichen, dass er sein Manuskript ablegen kann, dass man evtl. ein kleines Lämpchen zur Beleuchtung des Manuskripts im schummrigen Gemeindesaal anbringen kann, dass man den Kegel des Scheinwerfers schön auf einen Punkt richten kann und dass man vorne das Gemeindewappen, ein Schweizerkreuz oder den Namen samt Logo des Tagungshotels anbringen kann. Doch was passiert? Meistens findet hinter dem Rednerpult keine Rede statt, sondern eine Lese. Ein „Leser“, von dem man nur den Kopf sieht, mit meist nach unten gerichtetem Blick liest seine vorbereiteten Worte und stützt sich womöglich noch mit beiden Armen und Händen auf dem Rednerpult ab. Da kommt keine Stimmung auf. Den Menschen sieht man nicht, die die Rhetorik untermalenden Bewegungen sind eingeschränkt, und der Funken kann nur schwer auf die Zuhörenden springen. 

Also, - meiden Sie Rednerpulte und stehen Sie auch einmal demonstrativ neben das Rednerpult und rücken Sie auch das Mikrophon weg vom Rednerpult. Übrigens: Es gelingt mir auch nicht immer….Geben Sie sich 100%-ig ein und zeigen Sie bei Ihren Auftritten immer die ganze Person. 

Das wäre herrlich, wenn alle Reden, alle Sitzungen, alle Seminare, alle Kongresse und alle Powerpoint-Präsentationen spannend und leichtfüssig wären! Wir die Zuhörenden jederzeit zu fesseln vermögen und für unser Thema zu interessieren. Es uns immer gelingen würde kompetent rüberzukommen, glaubwürdig und attraktiv...! Hand aufs Herz: Wie oft waren Sie schon an Präsentationen und haben sich danach gesehnt, dass endlich der langersehnte Schlusssatz kommt? Wie oft haben Sie sich gelangweilt? Wie oft haben Sie es als Zumutung empfunden, dabei sein zu müssen? Und wie oft haben Sie ziemlich bald nach der Rede nicht mehr gewusst, worum es ging? Das muss nicht sein: Reden kann Spass machen - dem Sprechenden und dem Publikum! Dazu braucht es ein paar simple Kommunikationsregeln und Authentizität der vortragenden Person. Die heutige Kommunikationsforschung zeigt auf, was die antiken Rhetoriker längst formuliert haben: Wir vermitteln unsere mündlichen Botschaften in hohem Masse über die Stimme und über unsere Körpersprache. Wenn Sie auftreten und Reden halten, werden Sie daran gemessen, wie authentisch Sie auf Ihre Zuhörerschaft wirken. Ihre Glaubwürdigkeit und die positive Beurteilung Ihrer Kompetenz hängen also wesentlich davon ab, ob Ihre nonverbalen Signale mit dem Inhalt Ihrer Botschaft übereinstimmen. 

Was hat eine Rede mit Ihrem Auftritt zu tun? Sehr viel! Alles was wir tun bei unseren Tätigkeiten in der kantonalen Verwaltung hat immer auch eine Aussenwirkung. Im direkten Kundenkontakt, in der Dienstleistung gegenüber den Bürgern prägen wir eine Wahrnehmung und Aussenwirkung und gestalten das öffentliche Bild unserer Verwaltung mit. Sie alle treten also auch auf, wenn auch ohne Mikrofon. Darum haben wir alle unseren gemeinsamen Auftritt. 

Schaffhausen ist ein wunderbarer Kanton mit sehr guten Leuten in der Verwaltung, die mit Engagement und nach bestem Wissen und Gewissen und ohne sich zu verstecken Dienstleistung gegenüber den Bürgern erbringen. Tue Gutes und sprich darüber…in diesem Sinne wünsche ich uns allen Mut zum AUFTRITT. 

Regierungsrat Christian Amsler, Vorsteher Erziehungsdepartement