Aktuelles / Notizen

09.11.2011

"Grenzen setzen, Grenzen öffnen"


Ansprache RR Christian Amsler zur Eröffnung des UNESCO Tages an der Kantonsschule Schaffhausen

Nun, ich überschreite jetzt auch eine Grenze zwischen Redner und Zuhörenden, in dem ich bei Ihnen im Saal stehe und nicht auf der Bühne hinter dem Rednerpult.In wenigen Tagen wird die neuste Ausgabe der Personalzeitung des Kantons Schaffhausen erscheinen zum Schwerpunktthema AUFTRITTE. Dort habe ich das Editorial geschrieben und mich mit dem Möbelstück Rednerpult befasst. Ein Rednerpult ist eine Grenze zwischen Ihnen und mir. Grenzen kann man meistens ganz einfach überwinden und darum stehe ich jetzt hier. Nun aber zu Ihrer tollen UNESCO Jahrestagung: Was man die Grenzen der Dinge nennt, fängt da an, wo die Dinge aufhören und hört da auf, wo die Dinge anfangen. Ich habe grosse Freude an Ihrem Thema "Grenzen setzen, Grenzen öffnen". Willkommen / Soyez les bienvenus à Schaffhouse 

Schaffhausen - Wir leben hier ja in einem klassischen Grenzkanton. Wir nennen Schaffhausen das kleine Paradies. Auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind wir stolz und legen Wert darauf. Die politischen Grenzen markieren in der Regel Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche. Die herausforderungsreichen Frage- und Problemstellungen unserer globalisierten Zeit scheren sich aber einen Deut um Grenzen. Zielgerichtete Lösungen, die zukunftstauglich sind, erfordern Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.  

Nous vous remercions d'être venus chez nous des quatre coins de la Suisse. Schaffhouse, appelée la perle des bords du Rhin, offre une qualité de vie exceptionnelle si l'on pense à sa ravissante vieille ville, et aussi au Randen, aux Chutes du Rhin, au Reiat et au Klettgau. Si vous vous promenez dans la vieille ville de Schaffhouse entièrement en zone piétonne, vous ne manquerez pas d'admirer les maisons aux encorbellements magnifiques et d'être séduits par l'art de vivre des Schaffhousois. 

Mit grossem Interesse habe ich Ihre Workshopangebote studiert. Lassen Sie mich ein paar kurze Gedanken zu einigen der angebotenen Themen machen. 

Grenzen überwinden mit den EU Austauschprogrammen!Diese Bildungsprogramme haben spannende Namen wie Magellan, Erasmus, Lingua, Comett I & II, Sokrates, Comenius, oder Leonardo Da Vinci. Die ch Stiftung liegt mir sehr nahe am Herzen. Ich vertrete den Kanton Schaffhausen als Stiftungrat in der ch Stiftung und freue ich mich sehr darüber, dass man mit den Austauschprogrammen zum Horizont reisen kann, um ihn zu erweitern. 

Sie lernen die Grenzwache kennen. Die Schaffhauser Regierung hat beste Kontakte zum für Schaffhausen zuständigen Grenzwachtkommando II. Ich finde die Fragestellung, ob denn Landesgrenzen in einer globalisierten Welt noch Sinn machen hochspannend. Schaffhausen lebt tagtäglich mit der Grenze. Am Montag habe ich mit meiner Geschäftsleitung des Erziehungsdepartements ein Transportunternehmen hier in Schaffhausen besucht. Der Besitzer erzählte mir, dass er an einem heissen Wochenende im Sommer Klopfgeräusche aus einem plombierten Eisenbahnwagen gehört hat, der auf dem Areal abgestellt wurde. Inmitten von Holzkohlensäcken aus dem Osten kamen 5 junge Rumänen zum Vorschein. Sie waren 8 Tage unterwegs, jeder hatte 1.5 Liter Wasser mit dabei. Und das hier im heilen Schaffhausen, im 21. Jahrhundert, mitten im scheinbar modernen und zivilisierten Europa. 

Die Schweiz ist ein wirtschaftliches Musterland. Wir haben sehr tiefe Arbeitslosenquoten. Bei uns ist das vermeintliche Paradies auf Erden. Sie befassen sich in den Ateliers von avenir suisse, von Outstep und von Kurt Zubler von Integres mit den Fragen der Zuwanderung, der Migration, der Integration, der Bilateralen Abkommen und der Personenfreizügigkeit und damit auch dem schwierigen Durchmischen von Kulturen.In der Tat verursacht der anstrengende Dauerspagat zwischen Kantönligeist und Globalem Denken gewaltigen Muskelkater. 

Ja, die reiche Schweiz. Magnet Schweiz, wie es so schön heisst in einem Workshoptitel. Sie haben gewonnen! Ich habe vorgestern folgendes Mail erhalten: Originalton!Kuala Lumpur, Malaysia. Sehr geehrte / MadamUnilever Unternehmen freut sich, Ihnen mitzuteilen, dass Ihre E-Mail-Adresse gewonnen hat man £ 550.000 und ein Laptop in Unilever Award. So empfangen Ihren Preis senden Sie Ihren Namen, Adresse, Telefonnummer, Alter und Beruf zu Mr.Blake Levitt Email: BlakeLevitt@blumail.orgMit freundlichen Grüssen, Mrs.Susan Lucci, Online Co-Koordinator Sie haben sicher auch schon solche Mails bekommen, die als digitale Massenbomben versendet werden. Wenn nur jemand von 10'000 Angeschriebenen reagiert und bspw. seine Kontodaten zwecks Übermittlung des verlockenden Millionengewinns zurückmeldet, ist es schon ein Erfolg für die Absender.Dieses Mail überwindet in Sekundenschnelle tausende Kilometer, viele Grenzen, aber ritzt auch Persönlichkeits-Grenzen und wohl auch Rechts-Grenzen. 

Chers elèves, geschätzte Schülerinnen und Schüler der vierten Maturaklasse der Kantonsschule, Liebe Frau Viviani und Frau Parc, geschätzte Organisatoren um Pasquale Comi, Hans-Ruedi Dütsch, aber auch sehr verehrte Gäste  Die Schaffhauser Regierung dankt Ihnen allen für das grosse Engagement, dass Sie sich heute mit diesen wichtigen Fragen der Grenzen überwindenden Zukunft auseinandersetzen. Wir sind überzeugt, dass Sie junge Menschen etwas lockerer mit der Fragestellung Grenze umgehen als gewisse politische Kräfte in diesem Land, die sich gerne in der Einigel-Rolle sehen.Sie gehören zur hybriden Jugend in diesem Land und das meine ich durchaus positiv. Immer online, Multitasking, digital vernetzt mit der nahen und weiten Welt und mit Freunden in ganz Europa und rund um den Erdball. Face to Face und Book to Book kümmern sich nicht wirklich um geografische Grenzen, höchstens um Persönlichkeitsgrenzen. 

Soyez les bienvenus vous qui venez des endroits les plus divers de la Suisse. C'est une grande joie de vous avoir parmi nous cet après-midi! Herzlichen Dank für Ihr Engagement in der grenzüberschreitenden Debatte unter Jungen, die so dringend nötig ist! Es ist wichtig, dass wir uns mit den Fragen der Grenzen auseinandersetzen und gerade mit Jugendlichen intensiv diskutieren. Wir kommen nicht weiter, wenn wir nicht über den eigenen Tellerrand hinausschauen, uns im Schützengraben einbunkern und den Stacheldraht um uns herum hochziehen. Grenzen machen wir Menschen uns selber. Denn auf diesem Globus gibt es eigentlich nur eine Grenze: Die zwischen Himmel und Erde. Was man die Grenzen der Dinge nennt, fängt da an, wo die Dinge aufhören und hört da auf, wo die Dinge anfangen. Und weil die Dinge jetzt unter euch hier im Saal anfangen, höre ich jetzt auf!