Aktuelles / Notizen
Gratulation zum Schweizer Meistertitel
Nachdem es die Damen auch in der letzten Saison zum Schweizer Meister brachten, legten sie dieses Jahr nach. Die Geschichte ist eine lange Geschichte. Eine Geschichte von Emotionen, von abgewehrten Matchbällen, glücklichen und unglücklichen Netz- und Kantenbällen. Eine Geschichte die das Damentischtennis in der Schweiz in dieser Form wohl noch nie erlebt hat. Zuschauer aus beiden Lagern und Tischtennisfreunde der Region, Medienvertreter und Offiziele sahen eine hochspannende und dramatische Partie und konnten sich sehr über den Titel der TTCN Damen freuen, aber auch die Gäste verstehen, die so gekämpft hatten und am Ende doch wegen wenigen Bällen "nur" 2. Sieger wurden.
Bei der Meisterpokalübergabe: Monika Führer, Regierungsrat Christian Amsler (hinten), Jacqueline Weiss, Iva Kubisova, Laura Schärrer und Trainer Pavel Rehorek (v.l.n.r.).
Es war erneut ein Krimi der Extraklasse! Die Teams waren sich auch in der dritten und entscheidenden Partie ebenbürtig und viele Zuschauer, die alle drei Partien miterlebt hatten, wünschten wohl zwei Schweizer Meister. Da das Reglement nach wie vor so etwas nicht zulässt, gab es abermals nur einen Sieger. Wohl selten in der Geschichte des Schweizer Damentischtennis hat es so etwas gegeben - drei Playoff-Finalspiele, alle mit dem Ergebnis 5:5. In der dritten und letzten Begegnung im prall gefüllten Tischtenniszentrum dann schliesslich die Erlösung für den TTC Neuhauen. Nachdem Laura Schärrer mit einem 3:0-Sieg gegen die Schweizer Nachwuchshoffnung Rahel Aschwanden ihr Team mit 5:4 in Führung brachte, war die Sache gelaufen. Dass ihre Teamkollegin Monika Führer gegen Rachel Moret in einer hochdramatischen Partie nahezu zeitgleich verlor, war dann nicht mehr tragisch. Durch das Satzverhältnis von 18:14 für die TTCN Damen vor dem letzten Spiel konnten die Gäste aus Wädenswil nicht mehr Schweizer Meister werden. Die anschliessende Pokalübergabe setzte Emotionen auf beiden Seiten frei. Überglücklich die Damen des TTC Neuhausen, betrübt und sehr enttäuscht die Damen des TTC Wädenswil. Gratulieren muss man beiden Teams, war es doch ein fairer Schlagabtausch mit Spitzentischtennis auf höchstem Niveau - eine "Aufführung" in drei Akten welche dem Schweizer Tischtennis und den Anwesenden noch lange in Erinnerung bleiben dürfte.
Angefangen hatte alles mit einer Niederlage von Jacqueline Weiss, die Trainer Pavel Rehorek Iva Kubisova vorzog. Da sie im letzen Spiel knapp an einem Sieg geschnuppert hatte, teilte er wohl die Meinung, dass sie vielleicht den Überraschungssieg am ehesten landen könnte. Iva Kubisova, mit langer Erfahrung und sehr geradlinigem Spiel unterstütze jedoch wie gewohnt auf der Bank und sollte sich in dieser Funktion als überaus wichtig erweisen. Es war eine schwierige Entscheidung für Pavel Rehorek. Das erste Spiel von Weiss ging 0:3 verloren, hätte er vielleicht doch Kubisova aufbieten sollen? Aschwanden gewann den 1. Satz knapp mit 11:9. Im zweiten Satz dann Weiss angriffslustig und schnell mit 5:0 in Front, dann - nur etwas später - riss der Faden der "Jüngsten" Neuhauserin.Mmit 8:11 musste sie auch den zweiten Satz hergeben und im dritten Satz lief nicht mehr so viel zusammen.
In der zweiten Partie zeigte eine sehr starke Monika Führer ihrer Gegnerin Tugui die Grenzen auf, ein glatter 3:0 Sieg setzte den 1:1 Zwischenstand. Laura Schärrer am Nebentisch brachte viele Zuschauer an den Rande eines Herzinfarktes, sie machte es zusammen mit Gegnerin Rachel Moret spannend. In einer sehr offenen Partie die mitunter schöne und lange Ballwechsel zu bieten hatte erwischte Schärrer mit einem 13:11 den besseren Start. Leider konnte sie im zweiten Satz nicht anschliessen, sodass Moret zum 1:1 ausgleichen konnte. Im dritten Satz, dann erneut Krimistimmung. Beide gleich auf über den ganzen Satz, dann jedoch kurz vor dem Satzende die entscheidenden Bälle von Schärrer zum 12:10! Das hätte auch schief gehen können, doch verschlagene Bälle von Moret und schöne Topspins von Schärrer brachten schliesslich den Satz. Im vierten Satz dann Erleichterung bei den Zuschauern, die Schärrer regelrecht zum Sieg trugen. Immer wieder langes Klatschen von den Rängen. Obgleich Schärrer zwischenzeitlich 9:5 in Front lag, wird es doch noch einmal spannend. Moret kämpft, gibt nicht auf und schafft es tatsächlich auf den 10:10 Ausgleich. Die Zuschauer befürchten schon Schlimmes und schauen gebangt auf die letzten Bälle. Die meisten sind erleichtert: Laura Schärrer gewinnt und holt die 2:1 Führung! Ein Punkt mit dem nicht unbedingt gerechnet wurde, der aber zeigt wie dicht das Leistungsniveau ist. Eine Superleistung von Laura Schärrer, die allen Grund hatte sich zu freuen.
Kurz darauf legt Monika Führer mit einem glatten Sieg gegen Rahel Aschwanden nach, die mit Führers Spielweise abermals Probleme hatte und nicht so richtig Tritt findet. Die 3:1 Führung weckt Hoffnungen auf einen Sieg und man schaut gespannt auf die letzten Partien vor dem Doppel. Können Schärrer und Weiss den vierten Punkt machen? Jacqueline Weiss versucht sich abermals gegen Moret, aber was sie auch probiert Moret überzeugt mit ihrer starken Vorhand. Wenn es Weiss nicht schafft Moret zu Fehlern zu zwingen oder selbst zu punkten, bleibt ihr oft das Nachsehen. Moret spielt meisterlich und lässt Nichts anbrennen. Am Ende verkürzt sie auf 2:3. Die Halle immer wieder durchflutet von Beifallsstürmen und Anfeuerungsrufen. Immer wieder rythmisches Klatschen der Fangruppen, um ihre Mannschaft zu Punkten zu bringen. Am Nebentisch versucht sich derweil Laura Schärrer an Tugui. Obgleich die Zuschauer und sie alles geben, bleibt ihr ein Sieg vergönnt. Der erste Satz geht mit 9:11 hauchdünn an Tugui. Die an diesem Tag sehr gut spielende Schärrer kämpft jedoch und schafft den Satzausgleich. Danch jedoch ein leichtes Einbrechen, schnelle Rückstände und eigene Fehler ermöglichen Tugui schliesslich den Erfolg. Der 3:1-Vorsprung ist dahin und abermals hinterässt Hitchcock seine Spuren. Mit Spannung erwarten die Zuschauer das vielleicht vorentscheidende Doppel.
Sind Schärrer/Führer in der Lage Aschwanden/Moret im Zaun zu halten? Man startet gut, plötzlich jedoch ein Einbruch von 4:3 auf 4:7. Die Zuschauer merken, dass Unterstützung nötig ist und gewähren diese mühelos. Und tatsächlich, die bangenden Zuschauer werden nicht enttäuscht. Über eine 8:7-Zwischenführung plötzlich doch noch der Satzgewinn mit 11:8. Im zweiten Satz dann wieder Hochspannung, die Neuhauserinnen haben ständig die Nase vorn: 4:3, 6:4, 8:6. Immer wieder Führer als auch Schärrer mit aktiven Bällen zum Punkt. Plötzlich den Satzgewinn mit 10:7 vor Augen, die Enttäuschung. Fehler, Fehlaufschlag Schärrer, Netzball von Aschwanden und plötzlich steht es 10:11. Die Zuschauer feuern an, bangen mit, doch es nützt wenig. Moret/Aschwanden "stehlen" den Satz nicht unverdient durch Mut und Kampf. Im dritten Satz erneut eine hauchdünner Schlagabtausch, mit dem glücklicheren Ende für Schärrer/Führer. Dieses mal jedoch umgekehrte Vorzeichen und schon enttäuschte Gesichter beim TTC Neuhausen. 3:9 liegt man zurück und kämpft sich jedoch wie zuvor die Wädenswilerinnen auf 9:9 heran und macht - fast unglaublich - dann auch noch das 11:9. Die 2:1 Satzführung bringt schliesslich den Durchbruch. Schärrer/Führer mit Rückenwind und einem Super-Publikum machen Punkt um Punkt, über eine 5:2-Führung geht es schliesslich dem Sieg entgegen. Moret/Aschwanden geben auf, resigniert macht Moret einen letzten Fehler, welcher die 4:3-Führung für die Damen des TTC Neuhausen bringt. Nur noch zwei Punkte zur Schweizer Meisterschaft!
Partie Nummer 8: Führer gegen Moret. Partie Nummer 9: Schärrer gegen Aschwanden. Die Vorentscheidung? Beide Partien sind an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Der erste Satz Schärrer gegen Aschwanden endet 15:13! Satzbälle auf beiden Seiten und Rahel Aschwanden muss bei einer 10:7-Führung doch noch den Satzverlust hinnehmen. Am Nebentisch dasselbe Spiel. Führer führt 9:7, doch hier schnappt Moret ihr den Satz kaltblütig mit 10:12 weg. Während Monika Führer mit sich hadert und nicht mit dem Spiel zufrieden ist, macht Schärrer eine gute Figur und verzaubert die Zuschauer mit gutem Spiel und einer "instabilen" Gegnerin. Schärrer führt schnell hoch und liegt schliesslich mit 8:2 in Führung. Das Publikum jubelt und hofft auf den Sieg, doch Schärrer machte es selbst noch einmal spannend und bringt Aschwanden zurück ins Spiel, plötzlich nur noch 8:6. Aschwanden kämpft und wittert ihre Chance, doch Schärrer mit dem Quentschen Glück und einem Kantenball zum 11:9. Aschwandens Schläger fliegt durch die Halle, die Emotionen entladen sich. Niemand in der Halle möchte es ihr verübeln, der Satzverlust ist bitter. Am Nebentisch umgekehrte Vorzeichen, Monika Führer kommt nicht ins Spiel und ihr Gesichtausdruck und ihre Körperhaltung verraten Nichts Gutes. Obgleich das Publikum alles gibt, geht auch der zweite Satz weg: 11:7 für Moret. Die Revanche für das verlorene Final im Einzelfinal um die Schweizer Meisterschaft? Mitnichten. Die Dramatik steigt, 10:10 im dritten Satz, Matchbälle 1 und 2 für Moret, die Halle zittert. Dann bei 14:13 die Erlösung, Führer punktet und bleibt im Spiel. Das war knapp. 2:0 für Schärrer. 2:1 für Moret. Spannender geht es nicht. Im dritten Satz bleibt Laura Schärrer weiterhin spielbestimmend ihre Topspins ziehen sich wie an der Schnur gezogen in die Winkel auf der Gegenseite, Aschwanden bleibt wenig Raum um ihr Spiel zu machen. Über 4:2 und 6:2 kämpft sie sich zum Sieg, während in der Partie Führer-Moret das Herzinfarkt-Risiko auf den Rängen erneut steigt. 10:10 im vierten Satz. Satzball Führer, vergeben, Ausgleich. Matchball Moret, vergeben, Ausgleich. Nochmals dasselbe. Führer wehrt erneut ab, die Spannung könnte kaum grösser sein. Schliesslich der Sieg am Nebentisch: Laura Schärrer gewinnt und ... Monika Führer, die Spitzenspielerin des TTC Neuhausen - verliert. Beim Stande vom 14:14, nach eigenen Satzbällen und abgewehrten Matchbällen kann sie die Partie doch nicht mehr umbiegen. Moret mach die Punkte 15 und 16 zum Sieg. 5:4 Zwischenstand und hier und da Getuschel, an einigen Stellen in der Halle wird bereits gerechnet: Wie steht es um die Sätze?
Einige Minuten später ist klar: Der TTC Neuhausen ist Schweizer Meister! Mit einer 5:4 Führung und 18:14 Sätzen ist die letzte Partie für Wädenswil Nichts mehr wert. Auch mit einem 3:0-Sieg von Tugui - der möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich gewesen wäre- lässt sich der Schweizer Meistertitel nicht mehr holen. Die Partie wird schliesslich nicht mehr gespielt und die Teams einigen sich auf 3:0 für Tugui durch W.O. (Walk-Out). Die Damen des TTC Neuhausen sind Schweizer Meister! In drei spannenden Partien waren es letztendlich die Sätze die den Ausschlag gaben.
Freude und Leid liegen nahe beieinander. Ein grosser Tag für das Schweizer Damentischtennis, das selten so etwas erlebt hat. Christian Amsler, Regierungrat übergibt schliesslich den Pokal und die Freude beim TTC Neuhausen ist grenzenlos. Auch Wädenswil wird beglückwünscht. Präsident Urs Schärrer tut sich schwer Worte zu finden, ebenso Trainerin Wicki die die Emotionen anspricht und um Verständnis bittet für den "fliegenden Schläger". Alle Zuschauer teilen ihre Meinung und pflichten ihr bei, dass Emotionen zum Sport mit dazu gehören. Beide - Schärrer und Wicki - sprechen eindrücklich zu Teams und Publikum. Ein kleiner Wehmutstropfen - die Verabschiedung von Iva Kubisova, die viel für das Team und das Tischtennis in Neuhausen getan hat. Sie wird in der kommenden Saison "ihr Team" in Lenzburg unterstützen, welches aufgestiegen ist. Urs Schärrer und Pavel Rehorek bedanken sich. Schöne Worte auch noch von Christian Amsler, der das Publikum noch zu einem grossen Applaus für die Gäste aufruft. Langes Klatschen in der Halle. Die Gäste habne toll gekämpft und höchsten Respekt verdient, sagt Amsler. In einem weiteren Punkt sind viele Tischtennisspieler- und Tischtennisfreunde seiner Meinung: Der Tischtennissport verdiene mehr mediale Aufmerksamkeit. Dieses Finale war eine "Musteraufführung" für den Tischtennissport - man kann sich nur wünschen, dass es noch mehr solche Finals geben wird... Noch mehr SpielerInnen die ihren Sport so eindrucksvoll darbieten und zu etwas Besonderem machen. Gelingt das häufiger, dann klappt's auch mit den Medien.