Aktuelles / Notizen

16.01.2020

Medienmitteilung betreffend Interview in der "Schaffhauser AZ


betreffend Medien und Informatik mit Professor Hromkovic

 

Mit grossem Erstaunen und Befremden und auch einer gewissen Verärgerung hat das Erziehungsdepartement vom Interview in der "Schaffhauser AZ" vom 8. Januar 2020 betreffend Medien und Informatik mit Professor Jurai Hromkovic Kenntnis genommen. Im Interview wird die Qualität der Arbeit sämtlicher Beteiligten nicht nur infrage gestellt, sondern als untauglich, konzeptlos und für den Lernerfolg als schädlich qualifiziert. 

Das Erziehungsdepartement hält fest: 

Die im Interview geäusserte Kritik betrifft die Umsetzung von Medien und Informatik in der gesamten (Deutsch-) Schweiz und nicht den Kanton Schaffhausen alleine. Der Lehrplan 21, der in sämtlichen Deutschweizer Kantonen in der Umsetzung begriffen ist, definiert den Modullehrplan "Medien und Informatik" - und eben nicht „Informatik“ alleine (https://sh.lehrplan.ch/index.php). Der Kanton Schaffhausen ist hier in einen deutschschweizweiten Gesamtprozess eingebunden. 

Der Schaffhauser Erziehungsrat verabschiedete im vergangenen Jahr das kantonal gültige Medien- und Informatikkonzept und das dazugehörige Einführungskonzept, das von Fachleuten aus der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen und des Erziehungsdepartements in seinen Grundzügen erarbeitet wurde. Es basiert auf Studien und Praxiserfahrungen aus anderen Pädagogischen Hochschulen und Bildungsdepartementen anderer Kantone. Darin ist definiert, wie und in welcher Form der vorliegende Lehrplan umgesetzt werden soll. Einen klaren Fokus legt der Erziehungsrat dabei auf die pädagogische Umsetzung und den gezielten Einsatz der neuen Medien im Unterricht (www.mi-sh.ch). Zudem wurden und werden die Lehrpersonen für die Umsetzung weitergebildet, sowie in ihrer Arbeit begleitet. Dafür wurde auch eine Fachstelle an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen aufgebaut. Wir distanzieren uns mit aller Deutlichkeit von der im Interview suggerierten Konzeptlosigkeit und Sinnfreiheit beim Einsatz der digitalen Geräte im Unterricht. 

Zur Lehrmittelfrage: Lehrmittel werden im Kanton Schaffhausen von den durch erfahrene Lehrpersonen gebildeten Lehrmittelkommissionen der einzelnen Stufen begutachtet und evaluiert. Dabei werden die Kommissionen gezielt ergänzt und begleitet durch weitere Fachlehrpersonen der Stufen und durch die Zuständigen aus dem Erziehungsdepartement. Dabei sind in den meisten Fällen auch Fachleute aus der PHSH und der abnehmenden Schulen – Kantonsschule, KV und BBZ – als Gäste am Auswahlprozess beteiligt. Nach eingehender Prüfung formulieren die Kommissionen Anträge an den Erziehungsrat, der letztlich aufgrund der Akten und Präsentationen entscheidet. Dabei pflegen die Kommissionen, alle infrage kommenden Lehrmittel zu prüfen; auch beim erwähnten (Vor-) Entscheid zum empfohlenen Lehrmittel im Bereich Medien und Informatik. Ob Hochschuldozenten oder Lehrpersonen einer höheren Stufe besser als erfahrene, aktive Lehrpersonen auf der Primar- oder Sekundarstufe I beurteilen können, welches Lehrmittel sich als das Tauglichste für den Unterricht an der jeweiligen Stufe erweist, sei bezweifelt. Auch zu hinterfragen ist der im Interview geäusserte Vorwurf, dass die für die jeweiligen Prozesse in einem Kanton Zuständigen in unprofessioneller Art und Weise die Fehler der anderen Kantone einfach kopieren oder nach professioneller, sorgfältiger Prüfung zu einem gleichen Entschluss gelangen. 

Das kritisierte Lehrmittel Mathematik für die Sekundarstufe I des renommierten Zürcher Lehrmittelverlags ist in vielen Kantonen erfolgreich im Einsatz. Dasselbe gilt für das Medien und Informatik erwähnte "Connected", welches auf der Primarstufe im Kanton SH im Moment verwendet wird, aber noch einen provisorischen Status aufweist. Das Lehrmittel "Einfach Informatik", dessen Projektleiter Professor Jurai Hromkovic ist, fokussiert fast ausschliesslich und wie im Titel erwähnt den Bereich „Informatik“, ohne den wichtigen Bereich "Medien" abzudecken. Dies ist mit ein Grund, weshalb viele Kantone sich nicht für dieses Lehrmittel entschieden haben. Dass der Standortkanton der ETH (Zürich) ebenfalls auf "Connected" statt auf "Einfach Informatik" setzt, erscheint erwähnenswert. Es darf klar davon ausgegangen werden, dass sich durchaus auch die Zuständigen im Kanton Zürich die notwendigen Gedanken und Überlegungen zu einer erfolgreichen Umsetzung und Erreichung der Kompetenzen gemäss LP 21 im Bereich „Medien und Informatik“ gemacht haben. 

Personen aus dem Umfeld der ETH, die im Erziehungsdepartement zum Thema Informatik vorstellig wurden, wurde wiederholt erklärt, wie die festgeschriebenen Prozesse zu den Lehrmitteln im Kanton Schaffhausen ablaufen. Dabei werden allen interessierten Verlagen und den entsprechenden Projektleitungen oder Kommunikationsfachleuten gemäss der üblichen Governance die gleichen Bedingungen gewährt. Darauf achten nicht zuletzt die zuständigen Fachpersonen aus dem Departement. 

Die Kompetenzziele im Modullehrplan "Medien und Informatik" sind gesetzt. Dass Professor Jurai Hromkovic und weitere Personen in seinem Umfeld der Überzeugung sind, dass der Informatik in der Volksschule im Rahmen des Lehrplans 21 zu wenig Raum gewährt wird, sei ihnen überlassen. 

Erwähnt an dieser Stelle sei aber auch, dass Professor Jurai Hromkovic bei der Entstehung des Lehrplans 21 in der entsprechenden Fachgruppe eingebunden war und seine Fachkenntnisse entsprechend einbringen konnte. > Siehe Seite 5 / https://www.regionalkonferenzen.ch/sites/default/files/2019-02/Schlussbericht_MI_2015-02-23_mit_Anhang.pdf 

Ähnliches wie im Bereich Medien und Informatik monieren im Übrigen auch Exponenten für andere Fachbereiche wie Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen, Musik, Sport, Technisches und Textiles Gestalten, Ethik oder berufliche Orientierung. Letztlich ging es darum, mit den zur Verfügung stehenden Zeitgefässen eine möglichst breite Grundbildung in der Volksschule zu ermöglichen. Dieser Prozess ist in allen Kantonen mit der Implementierung des Lehrplans 21 abgeschlossen. Die Pluralität der Meinungen und Überzeugungen sind wertvoll und flossen in die langen Prozesse im Rahmen der Erarbeitung, Implementierung und Umsetzung des LP 21 – nicht nur im Kanton Schaffhausen – ein. Jetzt geht es nur mehr darum, die geeigneten Lehrmittel dafür zu evaluieren. Diesbezüglich haben alle zur Verfügung stehenden Lehrmittel in allen Fachbereichen die gleichen Startbedingungen. 

Abschliessend sei an dieser Stelle festgehalten, dass sich das Erziehungsdepartement von der Art und Weise der im Interview geäusserten Kritik und letztlich die verachtende Haltung gegenüber der Arbeit der unzähligen involvierten Personen klar distanziert. 

Schaffhausen, 13. Januar 2020                                              Erziehungsdepartement