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Ansprache Christian Amsler PHSH
Ansprache Regierungspräsident Christian Amsler zur PHSH Diplomfeier 2018 (H15, 2015 - 2018)
Donnerstag, 28. Juni 2018, 18:00 Uhr, Hombergerhaus
(Es gilt das gesprochene Wort)
0015 - Lizenz zum Unterrichten – wo kann man die eigentlich lösen?
Aber klar doch, an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen. In jedem von uns steckt ein bisschen James Bond. Auch als Lehrerinnen und Lehrer müssen Sie unzweifelhaft über die Attribute des britischen Geheimagenten verfügen. Ein Übermensch, der immer alles richtet und Gut von Böse auf den ersten Blick unterscheiden kann.
Liebe Diplomandinnen und Diplomanden H15
Jeder kennt ihn: Bond. James Bond. „Licence to kill“. Sie haben zum Glück die eindeutig elegantere Version „Lizenz zum Unterrichten“ gewählt! Beim Vergleich des britischen Frauenheldes mit der Person einer Pädagogin oder eines Pädagogen sehe ich persönlich nur wenige Parallelen.
James Bond ist ein klassischer Abenteurer: Hungrig nach Erlebnissen, ständig auf der Suche nach Aufregung und Adrenalin, angestachelt von für jeden normalen Menschen absolut atemraubenden und übertriebenen Geschehnissen. Selbst seine ruhigen Momente sind alles andere als beschaulich: Wenn die Luft um Mr. Bond herum einmal nicht brennt, lässt er seinen britischen Charme spielen, verführt Frauen, zeigt sich gönnerhaft oder ist Gast auf extravaganten Partys. Seine Interessen setzt er nicht nur mit Gewalt durch, sondern auch verbal zeigt er sich entschlossen, direkt und selbstsicher. So etwas wie Ruhe oder introvertierte Momente gibt es im Leben des Geheimagenten nicht. Seine Energie scheint gar nie zur Neige zu gehen: James Bond ist ständig aktiv, geht stark aus sich heraus und steht liebend gerne im Mittelpunkt.
Haben wir James Bond jemals weinen seinen? Haben wir ihn einmal verzweifelt, angsterfüllt oder am Ende seiner Nerven gesehen? Verliert er jemals seine Hoffnung, ist schüchtern oder deprimiert?
Nein. Dieser Mann scheint eine Haut aus Eisen zu haben. Er lässt nichts an sich heran. Egal was um ihn herum passiert, James Bond behält immer einen kühlen Kopf, scheint komplett immun gegen die Gefahren und emotionalen Achterbahnen des (Agenten)Lebens zu sein.
Ich glaube, dass Lehrerinnen und Lehrer ganz anders sind!
Sie dürfen auch mal weinen! In Ihrer anspruchsvollen Tätigkeit werden Sie wohl auch einmal verzweifelt und am Ende Ihrer Kräfte und Nerven sein. Vielleicht auch einmal etwas deprimiert, wenn es mit der Klasse einfach nicht so recht vorwärts gehen will. Lehrerinnen und Lehrer sind sensible Menschen, die ganz viel an sich heranlassen und Emotionen zulassen.
Wir lieben die Gadgets aus den 007 Filmen. Das hat immer auch mit Digitalisierung zu tun. Die Spielzeuge von James Bond waren der Zeit immer ein klitzeklein wenig voraus. Auch die Schule muss im Kontext der Digitalisierung nicht gerade Trendsetter sein, aber zumindest mit der Zeit gehen.
Im Wissen um die Wichtigkeit der Digitalisierung haben sich die 21 Deutschschweizer Kantone zusammengesetzt und in einem anspruchsvollen Prozess, - den ich als Präsident leiten durfte, den gemeinsamen Lehrplan 21 geschaffen.
Wesentlicher Teil des Lehrplan 21 ist der Modullehrplan «Medien und Informatik», den wir selbstverständlich auch in Schaffhausen 1:1 per Schuljahr 2019/2020 umsetzen werden. Digitalisierung findet auch in unseren Schulzimmern statt. Aber auch hier steht und fällt die Lizenz zur Digitalisierung mit Ihnen als Lehrerin und Lehrern. Da geht es um Haltungen.
Wie sieht sie denn aus, diese Lizenz zum Unterrichten? Vom Frontalunterricht (den es aber auch weiterhin brauchen wird) hin zu…..
• Embedding
• Projektunterricht und Wochenplanunterricht
• Blended Learning
• E-Learning
• Mentoringsystem und Schlüsselkompetenzen etc.
Der Unterricht wandelt sich hin zu interprofessionell, interdisziplinär, problemorientiert, kompetenzbasiert und auch hin zum dynamischen, virtuosen Wechsel von Lehrer-zentriert hin zu Lerner-zentriert
Sie werden nicht à la James Bond einsam und mit dicker Imprägnierhaut unverletzbar durch die Schulwelt rasen können. Man beobachtet sie! Die Schulleiterin, der Lehrerkollege im Nebenzimmer, die Eltern, und auch die Medien. Ja, die Medien. Medien inszenieren zu süffigem Drama. Es ist klar und immer offensichtlicher, dass die Medien wesentlich zur Themensetzung bei wichtigen Bildungsthemen in unserem Land mit beitragen. Diskussionen um Sprachen, Lehrplan 21, Kopftuch in der Schule, Handschlagaffäre, Frühe Förderung, Vereinbarkeit Beruf und Familie, Rolle der Lehrperson, moderne Lehrformen werden ebenso mitgeprägt von den Medien wie von den Bildungsfachstellen. Die Medien bestimmen, wann ein Thema Top ist und wann Flop. Die Sonntagszeitungen sind gefüllt mit einem Thema, die Lokalmedien nehmen es mit Nachfassartikeln auf, dann wird es kurz und heftig landauf und landab diskutiert und verschwindet ebenso rasch wieder vom Radar, um dem nächsten Thema Platz zu machen. So läuft das! Die Schulthemen werden auf den Hors-Sol Seziertisch genommen und klinisch sauber seziert und dann weggeworfen. Das verunsichert die Schlüsselpersonen des Lehrens, die Lehrerinnen und Lehrer und die Erziehungsberechtigten ebenso. Was vor einer Woche galt, gilt heute nicht mehr und am nächsten Sonntag gilt wieder das Gegenteil.
Ich rufe Ihnen zu, dass Sie sich nicht verunsichern lassen, sich selber bleiben, an Ihre hervorragende PHSH Lizenz zum guten Unterrichten glauben und konsequent auf Ihrem persönlichen Weg als Fachfrau und Fachmann des Lernens bleiben!
Nun sind Sie zur Lehrerin, zum Lehrer gereift.
Ich habe Ihre Lizenz als Schaffhauser Erziehungsdirektor sehr gerne unterschrieben. Zusammen mit Ihrem Rektor Thomas Meinen. Wir könnten uns jetzt noch darüber austauschen, wer von uns Beiden Q und wer M ist. Aber das kann Ihnen eigentlich ziemlich egal sein. Gut so! Hauptsache, Sie haben die Lizenz zum Unterrichten, geschüttelt, nicht gerührt!
Herzliche Gratulation!