Aktuelles / Notizen

11.05.2017

Sprachendebatte


Gastkommentar im SCHAFFHAUSER BOCK

Auswirkungen der Thurgauer Sprachendebatte auf Schaffhausen? – Moi, je trouve NON!

Trotz sinnmachender Koordination mittels Bildungsverfassungsartikel, HarmoS und Lehrplan 21 befinden die Kantone autonom über Stundentafel und gewisse Lerninhalte. So auch über das Lernen der Fremdsprachen, wobei die Konferenz der Erziehungsdirektoren EDK redlich bemüht ist, eine Einheitlichkeit quer durchs Land hinzukriegen. Das gelingt erstaunlich gut, trotzdem gibt es Abweichungen und immer wieder auch Angriffe mit der grossen Kanone auf diese Synchronisierungsbemühungen in unserem Land mit vier Kulturen und vier Sprachen. Ja, eigentlich sind es ja fünf Sprachen, denn heute gehört Englisch im Globalisierungskontext einfach dazu.

Nun flammt die Sprachendebatte wieder so richtig auf durch den Thurgauer (Vor)entscheid und auch die Spracheninitiative im Nachbarkanton Zürich. In unserem Land deckt sich die Zahl der ernannten und selbsternannten Bildungsfachleute ungefähr mit der Zahl der Einwohner! Alle wissen haargenau und am besten, was für die Kinder gut ist. Ich hüte mich davor zu meinen, dass ich auch genau weiss, was richtig ist beim Sprachenlernen. Ich habe einfach eine Meinung dazu und diese vertrete ich unmissverständlich.

Die Befunde aus der Bildungsforschung sind klar: Es gibt keine Anzeichen für eine Überforderung der Kinder durch frühes multiples Sprachenlernen. Eher ist das Gegenteil der Fall: Kenntnisse in einer Fremdsprache erleichtern den Erwerb einer weiteren Sprache.

Ja, es stimmt: Nicht alle Kinder lernen gleich gut Sprachen! Aber auch nicht alle Kinder sind Sporttalente, Singcracks oder lernen locker vom Hocker Physik und Chemie. Die Frage ist doch, ob wir unsere Schulinhalte nach Minderheiten mit Lernschwierigkeiten richten. Wenn eine Umfrage zum Beispiel ergibt, dass 30 Prozent der Schüler mit Singen heillos überfordert sind, soll man dann den Unterricht nach ihnen ausrichten und die restlichen 70 Prozent in ihrem Lernfortschritt bremsen und bspw. Singen/Musik auf die Oberstufe verbannen?

Die Meinung des Regierungsrates und des Erziehungsrates ist klar: Wir sehen keinen Grund, das heutige Sprachenlernmodell an unserer Schaffhauser Primarschule schon nach wenigen Jahren wieder über den Bock zu werfen. Die Schule braucht Kontinuität und wir sind mit Englisch ab der 3. Klasse und Französisch ab der 5. Klasse der Primarschule gut unterwegs. Let's go! On y va!

Regierungsrat Christian Amsler, Vorsteher Erziehungsdepartement des Kantons Schaffhausen