Aktuelles / Notizen

24.02.2017

Sonderbeilage Aus- und Weiterbildung


Schulische Integration von Migranten

Die Globalisierung und die weltweiten Flüchtlingsströme sind eine grosse Herausforderung für das Bildungssystem. In der Sonderbeilage Aus- und Weiterbildung der Schaffhauser Nachrichten äussert sich unter anderen der Vorsteher des Erziehungsdepartementes RR Christian Amsler zum Thema.

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Ankommen heisst immer auch Weiterkommen

Von Christian Amsler*

Schulische und berufliche Integration ist eine wesentliche Komponente der Migrationsdiskussion in unserem Land. Die Kernfrage dabei bleibt stets die gleiche: Wie schaffen wir es, dass junge Menschen mit Migrationshintergrund rasch in der Schul- und Berufswelt, aber auch in unserer Gesellschaft und Kultur, Fuss fassen können?

Unsere Welt ist mobil, die Wege sind kurz, dauernd ist man auf Achse, reist in ferne Destinationen und überschreitet wie selbstverständlich vorhandene und auch unsichtbare Grenzen. Unterwegs sein ist das Normalste der Welt und gehört ganz einfach dazu. Doch es gibt auch die Menschen, die unfreiwillig unterwegs sind. Vertrieben, verfolgt, vor kriegerischen Auseinandersetzungen flüchtend, oder auch auf bessere wirtschaftliche Aussicht hoffend. Die Globalisierung, die Vermischung der Religionen und Kulturen und die weltweiten Flüchtlingsbewegungen sind eine grosse Herausforderung für das Bildungssystem. Die Lebenswirklichkeiten der Kinder und ihrer Familien verstärkt die immer stärker ausgeprägte Heterogenität in den Schulklassen. Mit den Flüchtlingskindern kommt eine neue Dimension dazu. Viele dieser Kinder und Jugendlichen kommen aus Kriegsgebieten, in denen sie kaum eine Schule besucht haben. Darunter sind aber auch solche, die eine sehr gute Ausbildung mitbringen. Neu ist zudem die rasch steigende Anzahl von Flüchtlingskindern, die alleine, also ohne Eltern, unterwegs sind. Diese unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA) sind eine zusätzliche Herausforderung für die Bildungssysteme im gut ausgebauten Bildungsland Schweiz, wie übrigens auch die kriegstraumatisierten Kinder.

Wir nehmen diese Herausforderung ernst und haben dies auch bei den Legislaturzielen der Schaffhauser Regierung ganz besonders auf den Radar genommen. Wir haben für die Jahre 2017-2020 definiert, dass die Erfüllung des Leistungsauftrags der Bildung im Hinblick auf die zunehmende Heterogenität der Bevölkerung weiterhin zu gewährleisten ist. Die gemäss den demographischen Prognosen erwartete Zuwanderung von jungen Personen und kinderreichen Familien stellt grundsätzlich eine Chance für den Kanton dar, da sie der demographischen Alterung entgegen wirkt. Die Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, welche die obligatorische Schule nicht oder nicht vollständig in der Schweiz durchlaufen haben, stellt einerseits unser Bildungssystem vor grosse Herausforderungen, währendem sie andererseits auch eine Chance ist, um dem zunehmenden Fachkräfte- und Lehrlingsmangel zu begegnen.

Darum geht es insbesondere um die zweckmässige und zielführende Bereitstellung spezifischer Gefässe für die Integration von fremdsprachigen Kindern in der Regelschule. Und es geht um den bedarfsgerechten Ausbau bestehender und um die Schaffung neuer Gefässe zur Vorbereitung von Migranten auf den Einstieg in die berufsbildenden oder allgemeinbildenden Regelstrukturen der Sekundarstufe II (z.B. Pilotprojekt Integrationsvorlehre). Dann müssen wir uns um die Flexibilisierung des Zugangs zur Grund- und Berufsbildung auch für über 25-Jährige und um eine koordinierte Verstärkung der interinstitutionellen Zusammenarbeit zwischen den beteiligen Partnern (Schulen, Abteilung Berufsbildung, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, Fachstelle für Integration, Sozialämter) kümmern.

An uns liegt es, mit vereinten Kräften dafür zu sorgen, dass die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund rasch unsere Sprache lernen, gut in die Schul- und Berufswelt integriert werden können und so mit einer soliden Berufsausbildung den Einstieg ins Erwerbsleben und damit generell in ein eigenständiges Leben finden können.

Für mich ist klar: Mauern zum Nachbarn zu bauen ist sicherlich keine Lösung. Wir müssen alles unternehmen, damit die schulische und berufliche Integration dieser Menschen gelingt – Ankommen heisst darum stets auch Weiterkommen!

*Regierungsrat Christian Amsler (FDP, 53) ist Vorsteher des Erziehungsdepartementes des Kantons Schaffhausen mit den Bereichen Bildung, Kultur, Sport, Kirchenwesen und Aussenbeziehungen