Aktuelles / Notizen

02.04.2017

Rheinfallausstellung Schloss Bonndorf


Rede RR Amsler

Grusswort RR Christian Amsler zur Rheinfallausstellung / Sammlung Mettler auf Schloss Bonndorf, Sonntag, 2. April 2017

Geschätzte Vernissagengäste und liebe Rheinfallfreunde

Wissen Sie, eigentlich haben die Schaffhauser ja ein bisschen ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Rheinfall. Er ist einfach da, man nimmt ihn zur Kenntnis. Und man muss ihn erst noch mit den Zürchern teilen! Dies weil die Kantonsgrenze Schaffhausen – Zürich mitten im Rhein beim Felsen durchführt. Viele Schaffhauserinnen und Schaffhauser waren selber noch nie auf dem berühmten Rheinfallfelsen.

Und trotzdem: Wir sind insgeheim und im Innersten natürlich schon sehr stolz auf diesen unseren Rheinfall. Wenn wir Gäste aus fernen Ländern bei uns empfangen, dann zeigen wir ihnen stolz dieses einmalige Naturspektakel von brachialer Wucht, Magie und Schönheit. Quelle der Inspiration, der Kraft der Natur und des steten Flusses. Mal schäumend und tosend und mal mit deutlich weniger Liter/Sekunde als friedlicher Wasser-Fall, Fall über die darunterliegenden Felsen.

Nun, und dieser Rheinfall hat sich heute also ins Schloss Bonndorf verirrt. Und da musste ich doch als Schaffhauser Aussenminister gleich herbeieilen um zu schauen, ob es ihm denn auch gut gehe bei euch im Exil!

Wer ist er denn überhaupt, dieser Rheinfall? Der grösste Wasserfall Europas! Er bietet den jährlich weit über einer Million Besucherinnen und Besuchern ein grandioses Schauspiel! Vor 17'000 Jahren entstand das imposante Naturschauspiel und wurde zum Hauptanziehungspunkt für unzählige Besucher aus aller Welt. Auf einer Breite von 150 m stürzen jede Sekunde 700'000 Liter Wasser tosend über eine Klippe von 23 m Höhe. Das Besteigen des besagten Felsens gehört mit der Bootsfahrt im Rheinfallbecken zu den unvergesslichen Erlebnissen eines jeden Besuchers.

Und immer wieder kommt es auch vor, dass mutige und verwegene Outdoorextremsportler verstohlen oberhalb des Wasserfalls ihr Kajak wassern und gegen das Gesetz den absoluten Adrenalinkick holen, indem sie den Fall auf vorher sorgsam rekongnoszierter Route bezwingen. Unten rasch das Kajak wieder auswassern und verschwinden, bevor die Polizei erscheint. Und die Go Pro Helmkamera zeichnet alles auf als Beweis für die streng verbotene Heldentat. Geben Sie im Internet auf Youtube ruhig einmal die Stichworte „Kajak und Rheinfall" ein, sie werden staunen.

Heinrich Gerhard Butz hat ein tolles Buch verfasst. Es heisst: „Sie waren am Rheinfall, Der Rheinfall in der europäischen Literatur, Texte vom Mittelalter bis in die Gegenwart", Zürich 2009. Dort findet sich in einem Reiseführer, der gratis in Hotels auflag, aber nicht näher datiert werden kann, folgende Schilderung, die meines Erachtens ganz gut auf die Sammlung Mettler, die den Rheinfall ja als Bild präsentiert, passt.

„Das Bild des Rheinfalls, dessen Beschreibungen, Bilder und Fotografien in der ganzen Welt verbreitet sind, sind eben nur Bilder von diesem Wunder, das man nicht beschreiben kann. Der Rheinfall ist aber der König der Wasserfälle, ein Schmuckstück der Schweiz, viel zu wenig bekannt. Denn wie viele Fremde machen sich davon eine minderwertige Idee, weil sie ihn nur einen Moment von weitem oder von einem einzigen Standort gesehen haben. Der Fall, so verschieden je nach Tageszeit oder Aussichtspunkt, ist wie eine schelmische, eifersüchtige Maid, die gefallen will und die ihre Kleider jeden Augenblick wechselt, überall anders, aber immer schön." (Butz, S. 294).

Und einer der bedeutendsten Dichter Südbadens Johann Peter Hebel (1760-1826) beschreibt den Reinfall im Jahr 1805 so, als sehe man ihn als gemaltes Bild vor sich: „Unbeschreiblich ist die Erhabenheit und Mannigfaltigkeit dieser Scene, dieser wilde Kampf und Sturm, dies ewige Zerstieben und Zernichten und Wiederkommen, dies betäubende Getöse, und dann wieder der feine Silberduft von aufgelöstem Wasserstaub, der das Gantze umfliegt und durch die schief einfallenden Sonnenstrahlen mit allen Farben des Regenbogens bemahlt wird." (Butz, S. 179).

Da gibt es nichts beizufügen und die Bilder hier in der Bonndorfer Ausstellung zeigen es auch im Ansatz. Man muss es aber selber vor Ort gesehen und erlebt haben mit allen Sinnen. In diesem Sinne sind Sie uns natürlich jederzeit herzlich willkommen.

Nun, ich kann euch beruhigen und bin selber auch beruhigt: Ich sehe, dem Rheinfall geht es bei unseren lieben Freunden in Bonndorf bestens, ihr ehrt und achtet ihn und tragt ihn mit eurer eindrücklichen Schau der Sammlung von Peter Mettler weiter in die Welt hinaus und in die Herzen der Menschen. Gut so!